Warum nicht einfach aufgeben?

Von bürgerlicher Seite wird uns Kommunisten gerne nahegelegt, einfach den Kampf um den Sozialismus aufzugeben, weil er „aussichtslos“ sei und man dies mit dem Untergang der Sowjetunion ja gesehen habe. Da sind wir aber immer noch. Warum?

Marxistische Parteien bestanden schon lange vor der Sowjetunion. Die SPD war von der Gründung bis zum Godesberger Parteiprogramm formell eine marxistische Partei. Auch die KPD machte in ihrer Geschichte stets klar, dass die Arbeiterbewegung aus dem Klassenkampf entspringt, nicht aus der Sowjetunion. Wilhelm Pieck erklärte im Februar 1933: „Der Klassenkampf war vorhanden, lange bevor die Kommunistische Internationale existierte. Die ganze geschriebene Geschichte der Menschheit besteht aus dem Klassenkampf zwischen Unterdrückten und Unterdrückern; er geht hervor aus der Klassentrennung zwischen Besitzenden und Besitzlosen; er ist kein Produkt des Bolschewismus oder der Kommunistischen Partei. Was man aber vom Bolschewismus und der Tätigkeit der KPD sagen kann, ist, daß dadurch die Arbeiterklasse die Fähigkeit erlangt, in diesem Kampfe zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie zu siegen.“1 Der Klassenkampf in den kapitalistischen Staaten existierte vor, während und nach der Zeit der Sowjetunion, denn er ist systemimmanent. Der Revisionismus der KPdSU nach dem XX. Parteitag sei hier bewusst ausgeklammert. Selbst wenn wir persönlich aufgeben würden, weil wir subjektiv vor dem bürgerlichen Druck einknicken sollten, so werden die objektiven materiellen Verhältnisse dazu führen, dass andere das hingeschmissene rote Banner aufheben würden. Das ist auch der Grund, wieso der Sozialismus ideologisch nicht zu töten ist, auch wenn er in der gesamtgesellschaftlichen Popularität Konjunkturen durchmachen mag.

Auch kleinere sozialistische Staaten schmissen 1989/90/91 nicht einfach hin, so wie es in Osteuropa und weiten Teilen der Welt der Fall war. Fidel Castro sagte am 26. Juli 1989 in einer Rede: Wenn wir morgen oder an irgendeinem anderen Tag aufwachen mit der Nachricht, dass die Sowjetunion auseinander gefallen ist, etwas von dem wir hoffen, dass es niemals passieren wird, selbst unter diesen Umständen würden Kuba und die kubanische Revolution weiterkämpfen und Widerstand leisten.“2 Die Sowjetunion war keine zweieinhalb Jahre später Geschichte. Und, wie angekündigt, bestand das sozialistische Kuba fort. Dass Kuba heute nicht mehr als sozialistischer Staat bezeichnet werden kann, hat als Ursache internen Revisionismus innerhalb der KP Kubas. Selbst wenn es gar keine sozialistischen Staaten auf der Welt mehr geben würde, so ginge der Klassenkampf dennoch weiter. Es gab schließlich auch eine Zeit vor den sozialistischen Staaten die in der Geschichte existierten, genauso wie die kapitalistischen Staaten nicht von Anbeginn der Zeit bestehen und in den meisten Fällen auch nicht im ersten Anlauf eine erfolgreiche Revolution gegen den Feudalismus durchführten. Es handelt sich also nur um eine Momentaufnahme in der Geschichte, nicht um deren „Ende“.

Der Kampf um Sozialismus und Kommunismus geht weiter!

1 „Antifaschistische Einheitsfront gegen die Hitler-Papen-Hugenberg-Diktatur“ (4. Februar 1933) In: Wilhelm Pieck „Reden und Aufsätze“, Bd. IV, Dietz Verlag, Berlin 1955, S. 748/749.

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