Seligkeit aus Glaube allein? – Noch ein Mahnwort an die ehrlichen Christen
Jahrhundertelang wurde die protestantische Christenheit vom Luthertum in Deutschland passiv gehalten mit der Formel „Sola Fide“ (allein aus Glaube). Dieser Grundsatz der lutherischen Theologie stellt die Behauptung auf, dass ein Christ allein aus Glauben heraus selig werden würde, nicht der guten Werke bedürfe. Luther ging sogar so weit zusagen: „Wer da saget, daß das Evangelium Werke als zur Seligkeit nötig fordert, der ist ein Lügner.“1 Luther aber war ein notorischer Lügner, der den christlichen Glauben so zurecht bog, sodass er die absolutistische Feudalherrschaft stützte.
Luther zitierte gerne Paulus, um „Sola Fide“ zu legitimieren. Der Römerbrief muss besonders dafür herhalten: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“2 Hier steht es geschrieben. Also klare Sache? Keineswegs! Im Originaltext steht alles geschrieben, außer das Wörtchen „allein“. Diese Übersetzung liefert den Zirkelschluss von Luthers Theologie: Luther beruft sich auf die tendenziöse Übersetzung von Paulus, um das Prinzip „Sola Fide“ zu rechtfertigen und wegen seiner Theologie übersetzt er bei Paulus, was dort nicht geschrieben steht. Abgesehen von Paulus gibt es in den Episteln durchaus Widerspruch zu Luthers „Sola Fide“. Im Jakobusbrief steht geschrieben: „So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.“3 Wie versucht Luther dieses Problem in der heiligen Schrift zu lösen? Die simple Antwort ist: Gar nicht. Luther selbst sagte: „Viele haben gearbeitet, sich bemüht und darüber geschwitzt, über der Epistel des Jakobus, daß sie dieselbe mit Paulus in Übereinstimmung brächten. Denn es ist stracks widereinander: Glaube macht gerecht, und Glaube macht nicht gerecht. Wer die zusammenreimen kann, dem will ich mein Barett aufsetzen und will mich einen Narren schelten lassen.“4 Das ist eine theologische Bankrotterklärung. Dennoch kapituliert Luther nicht und erklärt das Prinzip „Sola Fide“ für nichtig, sondern tut so, als gäbe es den Jakobusbrief gar nicht. Der Jakobusbrief spricht das aus, was Jesus im Matthäusevangelium andeutete: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.“5 Ein wahrer Christ bringt gute Werke („gute Früchte“). Glaube allein reicht nicht. Jesus sprach: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“6 Einstehen für die Sache der Armen ist ein Wille Gottes. So steht in einem Psalmvers: „Ich weiß, dass der Herr des Elenden Sache führen und den Armen Recht schaffen wird.“7 Es gibt in der Bibel keine Legitimation für „Sola Fide“. Letztendlich beißt sich „Sola Fide“ mit dem Anspruch von „Sola Scriptura“, den Luther ebenfalls aufstellte.
Das Prinzip „Sola Gratia“ (allein aus Gnade) ließe sich besonders mit dem Buch Hiob rechtfertigen, das Prinzip „Sola Scriptura“ (allein aus der Schrift) damit, dass dies die Sammlung der allgemein anerkannten göttlichen Offenbarungen ist und das Prinzip „Solus Christus“ (allein durch Christus), dass die Christen nur durch Jesus Christus als Erlöser selig werden können, wie es im Neuen Testament deutlich wird. Für das alles gibt es biblische Belege, nur bei „Sola Fide“ geht dies auf Manipulation der Paulusbriefe zurück, die einen Widerspruch vor allem zum Rest des Neuen Testaments schuf. Zum Beispiel im Lukasevangelium gibt es eine Geschichte, in welcher Jesus einer Sünderin die Sünden vergibt, nachdem sie ihm die Füße gewaschen hat. Ein größerer Auszug:
„Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er´s beiden. Wer von ihnen wird ihn mehr lieben? Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er mehr geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit ihren Haaren getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt? Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!“8
Die Sünderin hat ein gutes Werk verrichtet aus Glauben heraus. Dadurch wurden ihr die Sünden vergeben. Wog die Fußwäsche dem Maß nach ihre Sünden auf? Sicherlich nicht, aber sie bewies, dass sie bereit war, sich zu bessern. Es geht also eher um den sogenannten „pädagogischen Spielraum“, als um genaues Abwiegen. Im Gleichnis vom Weinberg9 erhielten alle Arbeiter einen Silbergroschen, egal wie lange sie gearbeitet haben. Das sollte symbolisieren, dass alle Menschen vor Gott gleich sind, egal, wann sie zu ihm gekommen sind. Im Matthäusevangelium gebietet Jesus aber auch: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“10 Dabei handelt es sich um eine Umkehrung eines Spruches aus dem Buch Tobit ins Positive: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“11 Wenn der Glaube allein selig machen würde – wieso hat Jesus dann so eine Handlungsaufforderung formuliert und sich dabei auf „das Gesetz und die Propheten“ (eine Umschreibung für das Alte Testament) bezogen? Wieso sprach Jesus „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“12 aufgrund des abgelehnten reichen Jünglings, wenn doch bloß der Glaube bedeutsam wäre? Mit dem Prinzip „Sola Fide“ ist das alles kaum in Einklang zu bringen.
Die Folgen von „Sola Fide“ sind weitreichend und allesamt negativ. Wenn man alleinig aus Glauben selig wird, wieso sich dann für irgendetwas Mühe geben? Dann wird selbst der schlimmste Sünder, solange er gläubiger Christ ist, selig werden; dann braucht man auf Erden gar nichts zu tun für seine Mitmenschen; dann spielt kein biblisches Gebot in letzter Konsequenz mehr eine Rolle. Eine schlimmere Pervertierung der Glaubensbotschaft kann es also nicht geben. Durch „Sola Fide“, der den Glauben in Worten in den Mittelpunkt stellt, wird der Glaube völlig entkernt, hohl, leer. Die Gütergemeinschaft der Urchristen13 wäre dadurch nie geschaffen worden. Stattdessen wären sie alle „reiche Jünglinge“ gewesen, weil an die Glaubensgemeinschaft keine Anforderungen gestellt worden wären. Denkt über diesen Anstoß gut nach!
Die Wahrheit ist also: Der Glaube macht nur selig, wenn er auch fruchtbar ist und somit gute Werke vollbringt, ansonsten ist er tot. Ehrliche Christen, bedenkt dies, bevor es zu spät ist! Bleibt nicht passiv, sondern wirkt aktiv mit an einer besseren Gesellschaft!
1 Martin Luther „Tischreden“, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1987, S. 100.
2 Römer 3, 28.
3 Jakobus 2, 17.
4 Martin Luther „Tischreden“, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1987, S. 27.
5 Matthäus 7, 16-18.
6 Matthäus 7, 21.
7 Psalm 140, 13.
8 Lukas 7, 41-50.
9 Siehe: Matthäus 20, 1-16.
10 Matthäus 7, 12.
11 Tobit 4, 15.
12 Markus 10, 25; Lukas 18, 25; Matthäus 19, 24.
13 Siehe bspw.: Apostelgeschichte 4, 32.