Räteungarn im Kampfe gegen die Reaktion

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Die Räterepublik Ungarn bestand vom 21. März bis zum 1. August 1919, dies jährt sich also in diesem Jahre zum 100. Male. Diesem Jubiläum ist dieser Artikel gewidmet und wird einen Abriss der Geschichte Räteungarns darlegen. Die Ausführungen werden kurz darauf eingehen, was in der Zeit ab der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution geschah bis zur bürgerlichen Revolution in Ungarn, während der Károlyi-Regierung und anschließend der Ungarischen Räterepublik, samt ihrer Niederschlagung, geschah. Als Abschluss werde ich einige Lehren aus den Geschehnissen ziehen, welche noch heute von Wert sind.

Zu Beginn jedes Kapitels werde ich ein Zitat aus den Gedichten von Endre Ady anführen. Ady war ein revolutionärer sozialistischer Dichter, dem es nicht mehr vergönnt war, die Ungarische Räterepublik mitzuerleben, denn er verstarb im Januar 1919 nach längerer Krankheit. Seine Gedichte sind voller revolutionärem Tatendrang und sehr passend als Begleitung zum Weg der ungarischen sozialistischen Revolution von 1919.

Von der Oktoberrevolution bis zum Zusammenbruch Österreich-Ungarns

Wir stehn noch still und rennen schon in unsre Revolution!“1 – Endre Ady

Als die Große Sozialistische Oktoberrevolution begann, fand dies ihren Widerhall in Ungarn: Die Ideen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution fielen in Ungarn auf fruchtbaren Boden. Bereits die ersten Nachrichten vom Sieg der proletarischen Revolution, die Veröffentlichung der ersten Dekrete begeisterte das Proletariat und überhaupt die breiten Massen der Werktätigen. Besonders nachhaltigen Eindruck hinterließ bei den Werktätigen das Dekret über den Frieden, das ihren Friedenswillen und ihren Kampf um den Frieden noch mehr verstärkte.“2 Eine Reaktion war auch, dass die Sozialdemokratische Partei Ungarns (MSZDP), welche unlängst opportunistisch entartet ist bei Kriegsausbruch, großen Zulauf erhielt. 1914 hatte sie 107000 Mitglieder, 1915 nur noch 53000, 1916 wiederum 65000 und im Jahre 1917 kamen 160000 neue Mitglieder hinzu3, womit die Anzahl 225000 Mitglieder betragen hatte. Am 25. November 1917 organisierte die MSZDP eine Veranstaltung anläßlich der Gründung Sowjetrusslands, an der Hunderttausende teilnahmen. Wie in Deutschland, so erhob sich auch in Ungarn im Januar 1918 ein Generalstreik für den Frieden ohne Annexionen, eine Wahlrechtsreform und die Verbesserung der Versorgungslage der Bevölkerung statt. Das führte zur Gründung von Arbeiterdeputiertenräten in Ungarn. Die opportunistische Führung der Sozialdemokratie stellte sich an die Spitze des Streiks und versuchte diesen abzuwürgen. Als der Ministerpräsident Sándor Wekerle vage Versprechungen verkündete, die keine konkreten Maßnahmen beinhalteten, rief die Führung der MSZDP dazu auf, den Streik einzustellen. Vielerorts befolgten die Arbeiter diesen Aufruf nicht und streikte noch einige Tage weiter, was von den Revolutionären Sozialisten, denen unter anderem József Révai angehörte, unterstützt wurde. Diese verbreiteten auch Flugblätter, in denen sie zur Revolution aufriefen, nach dem Vorbild der Bolschewiki. Dennoch nahm der Einfluss des Marxismus-Leninismus auf die ungarischen Werktätigen zu, da sich in Russland über eine halbe Million ungarischer Kriegsgefangener befand, die mehrheitlich eben Werktätige waren, also Arbeiter und Bauern hauptsächlich. Mátyás Rákosi war einer von diesen, wenn auch schon vor dem Ersten Weltkrieg Marxist gewesen, die sich im Gefangenenlager den Bolschewiki anschlossen. Béla Kun gründete bereits am 24. März 1918 in Moskau die erste ungarische leninistische Organisation. Tibor Szamuely beschrieb in einem Artikel vom April 1918, dass es in Ungarn revolutionär brodelte: „Die Arbeiterschaft wogt in revolutionärem Fieber, das Elend frißt ihr bereits am Knochenmark. Die zu Soldatenmassen verschmolzenen Bauern, müde des vierjährigen Krieges, merken, daß ihnen der Boden auch weiter vorenthalten bleibt, und geraten in Unruhe.“4 Und tatsächlich, es war kein Ende der inneren Aufruhr in Sicht.

Am 20. Juni 1918 ließ die Betriebspolizei in einer Maschinenfabrik der Staatseisenbahn streikende Arbeiter erschießen, was dazu führte, dass sich abermals ein landesweiter Generalstreik ausbreitete. Und hier stellte sich ebenfalls die sozialdemokratische Partei an die Spitze der Streikbewegung, nur um diese abzuwürgen. Am 27. Juni 1918 rief diese dazu auf, den Streik zu beenden und bereits am 28. Juni war dieser tatsächlich beendet. Aber auch das verhinderte nicht die bürgerliche Revolution, die sich anbahnte, nachdem der Ungarische Nationalrat am 25. Oktober 1918 sich konstituierte. Zwei bürgerliche Parteien und die Sozialdemokratische Partei Ungarns fanden sich unter dem Vorsitz von Mihály Károlyi zusammen. László Réti schreibt über dessen Zielsetzungen: „Die wichtigsten Forderungen des Nationalrats waren: demokratische Umgestaltung, Unabhängigkeit, sofortiger Friedensschluß, allgemeines, geheimes Wahlrecht, das Recht der Völker auf Selbstbestimmung nach dem Wilsonschen Punkten, politische Amnestie, Agrarreform und eine spürbare Verbesserung der Lebenslage der von der Front zurückkehrenden Soldaten.“5 Dies war als Beschwichtigung gedacht, ähnlich wie die „parlamentarische Umgestaltung“ gegen Ende des Deutschen Kaiserreiches unter Beteiligung der SPD. Und wie auch in Deutschland, so hielt es die Massen nicht davon ab, eine Revolution zu beginnen. Diese geschah am 31. Oktober 1918.

Die bürgerliche Revolution und das Károlyi-Regime

Ich sende euch mein Herz, die Bundeslade,

und wünsche euch einen kämpferischen Tag.

Oh, meine vielen polternd lauten Brüder,

wenn ihr mich auch verleugnet tausendfach,

ich bleib der Eure, frage nicht danach.

[…]

Ich bin kein Märtyrer, will keine Krone,

ich will nur das, wofür das Schicksal kann:

Will dieses Nichts, verhöhnt und unverlangt,

will meine revolutionäre Seele

freiwillig geben, wer mir auch befehle.“6 – Endre Ady

Diese Worte widmete Endre Ady den opportunistischen Führern der MSZDP, die seine revolutionär-sozialistische Gesinnung ablehnten. So lehnte auch noch im Oktober 1918 die Sozialdemokratische Partei Ungarns die proletarische Revolution ab, machte sich dort abermals zum Anhängsel der Bourgeoisie. Stattdessen wurde sie Teil der bürgerlichen Károlyi-Regierung, welche in etwa mit der Scheidemann-Regierung Deutschlands zu vergleichen7 ist, auch, weil es bereits Arbeiter- und Soldatenräte gab, die jedoch zur damaligen Zeit noch in den Händen der Vertreter der Bourgeoisie lagen, in Form der Sozialdemokratischen Partei. Mátyás Rákosi sagte über die MSZDP: „Die Ungarische Sozialdemokratische Partei war das rückgratloseste Mitglied der II. Internationale.“8 Die bürgerlich-demokratische Revolution sorgte immerhin für die nationale Unabhängigkeit Ungarns von Österreich und die Möglichkeit der freien Organisation der Arbeiterklasse, aber die Betriebe blieben weiterhin in der Hand der Bourgeoisie und der Grundbesitz in den Händen der Feudalherren. Es stand zwar eine Bodenreform in der Diskussion, diese war jedoch, wie Rákosi resümierte, „den Großgrundbesitzern zu radikal, den Massen zu wenig“9. Die Republik wurde erst am 16. November 1918 verkündet. Wie auch in Deutschland, das sich zu dieser Zeit in einer ähnlichen Situation befand, bestand noch keine kommunistische Partei, die die Werktätigen zur sozialistischen Revolution hätte führen können. Am 20. November 1918 war dann soweit, die Kommunistische Partei Ungarns (MKP) wurde gegründet. Die Gründung verschmolz drei marxistische Gruppen zu einer Partei: Die eine Gruppe waren Kader, die sich im russischen Exil der KPR(B) angeschlossen hatten und aus Kriegsgefangenen in Russland, die unter dem Einfluss der Oktoberrevolution marxistische Schulung erhielten, die zweite Gruppe waren die bereits in Ungarn ansässigen linken Sozialdemokraten, die dritte Gruppe bildeten die Revolutionären Sozialisten, die ebenfalls bereits in Ungarn vor Ort waren. Von dort an begann die systematische Verbreitung der wissenschaftlichen Weltanschauung des Marxismus-Leninismus unter den ungarischen Werktätigen, sie verbreitete das Wissen, dass die sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats Notwendigkeiten sind. Tibor Szamuely, der neben Béla Kun eine der führenden Personen der MKP zu diesem Zeitpunkt war, schrieb schon im Mai 1918: „Das Proletariat wurde durch seine Klassenlage auf den Weg der Revolution geschleudert. Zur Verwirklichung seiner Ziele, zur vollen Befreiung von der kapitalistischen Unterdrückung, zur ersten Stufe des Kommunismus führt nur dieser Weg.“10 Bis zum Ausbruch der proletarischen Revolution bedurfte es noch weiterer Enttäuschung über die Károlyi-Regierung und die Opportunisten der MSZDP. Über die Agitationstätigkeit der MKP sagte Rákosi in einer seiner Gerichtsreden: „Die Kommunistische Partei hat auf Grund der Erfahrungen der russischen Revolution und der Lehre des Marxismus seit dem ersten Augenblick an ihre volle Aufmerksamkeit der militärischen und anderen bewaffneten Formationen gewidmet. Diese Tätigkeit war eine ganz legale Tätigkeit. Die Soldaten hatten damals das Recht, sich jeder Partei anzuschließen, daher hatte jede Partei das Recht, unter den Soldaten zu agitieren. Die Kommunistische Partei hätte aber auch dann agitiert, wenn man ihr dieses Recht nicht gegeben hätte. Damals war diese Agitation aber eine rein legale Handlung.“11 Rákosi betont die Legalität der Aktion hier so sehr, weil die MKP ab dem 1. März 1919 verboten war und die Anklage behauptete, die Kommunistische Partei sei schon früher verboten gewesen. Im Dezember 1918 resümierte Szamuely bereits über die sozialdemokratische Regierungsbeteiligung: „Diese Kraft [die Organisation der Arbeiterklasse; L. M.] wurde mit lügnerischer Gaukelei und Betrug von sozialdemokratischen Führern zersplittert, verkauft, schnöde gegen Kleingeld, Stellungen und Ministerposten eingewechselt.“12 Am 25. Dezember 1918 fuhr Tibor Szamuely von Moskau, wo er nach einem Aufenthalt in der Schweiz Anfang Dezember 1918 hingereist ist, nach Berlin. Dort traf er Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg und verhandelte mit ihnen im Auftrag der MKP; am 3. Januar 1919 trat er die Rückreise nach Budapest an13. Szamuely brachte wohl auch Karl Liebknechts Grußschreiben an die MKP mit, in welchem unter anderem geschrieben steht: „Wir grüßen die Kommunistische Partei Ungarns als Weggenossen in unserem gemeinsamen Kampf. Es lebe das revolutionäre Proletariat Ungarns!“14 Dieses Schreiben stammt vom 2. Januar 1919. Nachdem Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von den faschistischen Freikorps unter dem Befehl Noskes ermordet worden waren, würdigte Tibor Szamuely ihr Andenken mit einem Artikel. In diesem Artikel nannte Tibor Szamuely Karl Liebknecht den „Lehrmeister und Führer des revolutionären Proletariats Deutschlands“15.

Im Januar 1919 gab es außerdem eine Regierungskrise, die zur Umstrukturierung der Regierung führte. Das änderte jedoch nichts an dessen reaktionärem Charakter. Die Sozialdemokratische Partei provozierte nach der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Kämpfe mit Kommunisten, um einen Vorwand zu erhalten, diese niederzuschlagen16. Der Grund dafür lag darin, dass die Sozialdemokratie merkte, dass die Werktätigen ihrer Demagogie immer weniger Glauben schenkte und sich stattdessen der MKP zuwandten. Béla Kun schrieb am 5. Januar 1919 einen Brief an Lenin, in welchem er sagte, dass „wenn sich die Frage der Diktatur in Deutschland in zwei bis drei Wochen nicht entscheidet“ ihnen „Julitage“ bevorstünden17. Außerdem bat er Lenin um die Sendung von Geld, um die Publikationskosten zu decken18. Man betrieb außerdem unter rumänischen, kroatischen, serbischen und tschechoslowakischen Truppen sozialistische Propaganda19. Im Verlaufe des Monats begann das Károlyi-Regime in der Tat damit weißen Terror durchzuführen. Am 3. Januar 1919 gab es in Salgótarján einen Aufstand der Berg- und Metallarbeiter, um die Betriebe zu übernehmen. Darauf entsandte die Regierung, auf Anordnung des rechten Sozialdemokraten Károly Peyer, Truppen, um den Aufstand im Blute zu ersticken; in Tiszadob folterten Regierungstruppen die örtlichen Bauern, da diese im gräflichen Wildpark jagten; am 30. Januar 1919 versprach man einer vormals entwaffneten Artillerieeinheit in Makó, ihnen ihre Waffen zurückzugeben. Eine Abordnung der Károlyi-Regierung kam, ließ aber mit MGs auf diese feuern, woraufhin die Soldaten der entwaffneten Einheit die Gendarmeriekaserne der Stadt stürmten.20 Tibor Szamuely schrieb dazu, dass für die Bourgeoisie der „demokratische Staat bereits eine Last“ sei und „offen ihre eigene Diktatur wollen“21. Am 20. Februar 1919 wurde die Leitung der Kommunistischen Partei Ungarns informiert, dass man sie noch in dieser Nacht verhaften würde. Die Parteiführung beschloss, dass alle auf ihren Posten bleiben, sich also verhaften ließen. Rákosi sagte über diesen Beschluss: „Wären wir geflohen, hätten wir selbst einen Vorwand und einen Beweis dafür geliefert, daß wir schuldig sind, denn dann hätten wir uns versteckt. Das ist die Erklärung dafür, daß von den achtundvierzig, die auf der Liste waren, vierzig in ihrer Wohnung verhaftet wurden. So wußten wir davon, daß ich den Auftrag bekam, aus dem Parteilokal die Bücher, Schreibmaschinen und das Agitationsmaterial wegzuschaffen, da wir allesamt wußten, daß wir das Lokal am nächsten Tage bereits nicht mehr werden benutzen können.“22 Mit dieser Aktion wollte man den Massen zeigen, welchen Charakter die Regierung trägt. Rákosi sagte außerdem, dass man schon davon wusste, dass die Sozialdemokratische Partei Ungarns in der Regierung im Auftrage der Bourgeoisie eine solche Aktion durchführen würde und hatte vorsorglich ein zweites und sogar ein drittes ZK in Reserve vorgesehen, damit die Parteiarbeit weitergehen könnte23. Am 24. Februar 1919 fand eine große Volksversammlung statt, die nicht von der Kommunistischen Partei organisiert wurde, welche die Freilassung der inhaftierten Kommunisten forderte. Ab dem 1. März 1919 war die MKP illegal, aber dennoch verbreitete man ihr Zentralorgan, die „Vörös Újság“ (Rote Zeitung) unter den Massen. Hauptsächlich wurden die Massen natürlich durch die wirtschaftliche Situation, wie der Inflation, der Spekulation, des Weitergehens der Ausbeutung, sowohl durch die Bourgeoisie, als auch durch die Großgrundbesitzer, revolutionär befeuert. Am 11. März 1919 legte Béla Kun in einem Brief an Ignác Bogár sein Programm für die Verwirklichung der Diktatur des Proletariats in Ungarn vor. In diesem Brief legte Kun die marxistische Sichtweise auf die Diktatur des Proletariats dar24, welche ich hier nicht ausführen werde, da diese allgemein bekannt sein dürfte. Ebenfalls legte Béla Kun in diesem Brief die Übernahme leninistischer Positionen dar, die ins Parteiprogramm aufgenommen werden sollten25, welche ich hier ebenfalls nicht ausführe, da ich diese als Kenntnisstand voraussetze. Stattdessen möchte ich eine längere Passage aus diesem Brief hier anführen, die von der Umsetzung dieser Erkenntnisse handelt: „Ich habe Ihnen das geschrieben, geehrter Genosse, und ich glaube, Sie hegen keine Zweifel darüber, daß ich für dieses Programm, dessen Verwirklichung meiner Ansicht nach die Vorbedingung zur Befreiung des Proletariats ist, unter allen Umständen kämpfen werde. Ich schäme mich nicht, bin vielmehr stolz darauf, daß uns bei diesem Kampf die Unterstützung Lenins und sogar – ich kann Ihnen das verraten – die Unterstützung der deutschen Spartakisten gewährt wurde. Ich schäme mich auch dieser in Rubeln ausgedrückten Unterstützung nicht, sondern bin stolz darauf, daß Radek und ich das Vertrauen der Genossen am meisten verdient haben. Ich werde mich dessen auch in Zukunft würdig erweisen.

Wer die Diktatur des Proletariats verwirklichen wird – worüber einige soviel reden –, ist mir ziemlich egal. Ich glaube, auf keinen Fall Personen, sondern die proletarischen Massen selbst, und an der Spitze wird derjenige marschieren, den seine Überzeugung, und ich füge hinzu: sein Mut dorthin stellen. Von hier im Gefängnis kann ich ruhig sagen, daß es für mich nicht wichtig ist, bei der Verteilung unter den ersten dabeizusein, ich will nur im Kampf des Proletariats auch in Ungarn in der vordersten Linie stehen, wie es in Rußland der Fall war. Der Prüfstein des Revolutionärs ist das Handeln.“26 Kuns Ausführungen enthalten in der Essenz, was Stalin einmal sagte: „Für den Sieg der Sache müssen immer bestimmte Bedingungen gegeben sein, die Führer hingegen lassen sich finden.“27 Kun hatte den Willen, in der ersten Reihe der Revolution zu stehen, wusste aber auch, dass es auf ihn selbst als Person nicht unbedingt ankommt.

Wenige Tage nachdem dieser Brief verfasst wurde, kam es zu Ereignissen, die klar auf die Diktatur des Proletariats hinausliefen. Noch am 13. März 1919 hetzte die sozialdemokratische Zeitung „Népszava“ (Volksstimme) gegen die Kommunistische Partei. Einen Tag später Übernahm der Arbeiterrat von Szeged unter Führung der Kommunisten die Macht. Am 17. März 1919 stand der Minister von Partei der Kleinlandwirte Szabó von Nagyatád 20000 bewaffneten Landarbeitern gegenüber, als er nach Somogy kam. Diese forderten von ihm, dass er die Beschlagnahmung des Bodens bewillige. Dies weitete sich auf Albertfalva, Bereg und Bihar aus. Es fand eine Volksversammlung vor dem Volkswohlfahrtsministerium am 19. März 1919 statt und es begann am 20. März 1919 der Buchdruckerstreik.28 Aus diesen Ereignissen reifte die Situation für die Errichtung der proletarischen Diktatur, die Ungarische Räterepublik, heran.

Die Ungarische Räterepublik

Ich bin krank, ich warte nur und hasse.

Held und Krieger kann ich nicht mehr werden.

Doch verdient hab ich mir eure Herzen,

mit euch stürmt, kämpft, jubelt meine Seele –

meine Brüder, Ungarns Proletarier!“29 – Endre Ady

Bevor es mit den historischen Ereignissen weitergeht, sei hier mit einem Mythos aufgeräumt: Einer der tapfersten Kämpfer der Ungarischen Räterepublik war Mátyás Rákosi.“30 Will ich also abstreiten, dass Rákosi eine wichtige Rolle in Räteungarn spielte? Nein, keineswegs. Aber ich möchte die Übertreibung seiner Rolle während dieser Zeitperiode kritisch beleuchten. Dieses Zitat von Wilhelm Pieck steht im Kontext dessen, dass die wichtigsten Erfolge der Räterepublik Ungarn auf Mátyás Rákosi zurückgeführt werden. Dabei war Rákosi „nur“ Minister für sozialistische Produktion und ganz zum Schluss, in den letzten Tagen der Räterepublik, der Kommandeur der Roten Wache. Der Chefideologe der Kommunistischen Partei Ungarns war zur damaligen Zeit nicht Mátyás Rákosi, sondern Béla Kun, dem eine Schlüsselrolle zukam. Formell war Kun lediglich der Volkskommissar des Äußeren und hielt den Kontakt zur KPR(B), also auch Lenin, aufrecht, war aber praktisch zusätzlich Vorsitzender der Regierung. Mátyás Rákosi stand in Räteungarn noch in der „zweiten Reihe“, war wichtig, aber nicht einer der bedeutendsten Vertreter dieser, wie beispielsweise Béla Kun oder Tibor Szamuely. Das geht soweit, dass Rákosi keine Kenntnis davon hatte, was in anderen Ressorts der Räteregierung vor sich ging, da er mit den ihm erteilten Aufgaben beschäftigt war. So wusste er beispielsweise nicht genau, was Szamuely in seinem Amt tat31. Rákosis erstrangige Bedeutung begann im Dezember 1924, als man ihn zur Reorganisation der MKP im antifaschistischen Untergrund zurück nach Ungarn einschleuste. So viel vorab.

Die Ausrufung der Ungarischen Räterepublik

Im Jahre 1919 hatte die Arbeiterklasse im Bündnis mit der armen Bauernschaft, gegen die Dorfbourgeoisie, gegen das Kulakentum kämpfend, die Diktatur des Proletariats errungen.“32 János Kádár war zwar ein Revisionist, dennoch sind diese Worte korrekt, wie die weiter oben angeführten und noch folgenden Beispiele belegen. Der erwähnte Buchdruckerstreik zog größere Kreise. Anfangs ein Streik um wirtschaftliche Ziele, nahm er zunehmends politischen Charakter an. Man forderte die Freilassung der inhaftierten Kommunisten und am 21. März 1919 nahm man die Forderung der Diktatur des Proletariats auf. In dieser Zeit geschah es noch, dass die MSZDP den Polizeichef von Szentes, Endre Nagy, verhaften ließ, weil dieser sich dazu bekannte Kommunist zu sein. Dies wurde von den Massen alles andere als positiv aufgenommen. Da dies noch nicht einmal eine aktive Handlung war, sondern ein reines Bekenntnis, polemisierte Tibor Szamuely in einem Artikel über dieses Ereignis: „Tatsache ist jedoch, daß Endre Nagy nicht dafür verhaftet wurde, was er tat, sondern weil er sich zum Kommunismus bekannte, also dafür, was er dachte. Mit einem Wort: Denken ist verboten. Bald wird wohl auch das Atmen und Verdauen verboten sein.33 Zur selben Zeit bereitete sich die ungarische Bourgeoisie auf einen Krieg mit Rumänien vor. Szamuely war sich bewusst, dass dies ganz und gar nicht im Interesse des Proletariats ist, weder des ungarischen, noch des rumänischen. Deshalb schrieb er: „Auf die Aufrüstung der ungarischen Bourgeoisie muß der innere Bürgerkrieg der ungarischen Arbeiterklasse die Antwort geben. Diese Antwort wird gleichzeitig eine Antwort an die rumänische Bourgeoisie und ein Gruß an das rumänische Proletariat sein.“34 In diesen Tagen stand auch die Vix-Note im Raum, welche massive Gebietsabtretungen bedeutete, die die Entente von Ungarn als Kriegsverlierer forderte. Kun zufolge, war diese auch eine der Gründe, warum man die Macht relativ friedlich übernehmen konnte35. Lászlo Réti macht klar, dass es sich dabei nicht um einen „friedlichen Übergang“ handelt, wie er von Revisionisten vom Schlage Chruschtschows propagiert wird: „Obwohl die Bourgeosiie am 21. März in der spezifischen Situation dem Proletariat die Macht kampflos überlassen hatte, war sie niemals gewillt gewesen, diese Lage als endgültig anzusehen, und hat später alles getan, um wieder an die Macht zu kommen.“36 Die ungarische Bourgeoisie war aufgrund des Weltkriegs geschwächt und die Arbeiterklasse hatte aufgrund der Räte, die bereits unter der Károlyi-Regierung gegründet wurden, bereits ihre eignen Staatsorgane parallel zu den bürgerlichen geschaffen. Das war wohl der Grund, warum die ungarische Bourgeoisie nicht direkt Widerstand leistete, sondern später, sozusagen „auf rumänischen Bajonetten“ und durch den Verrat der rechten Sozialdemokraten, zurückkehrte. Am 21. März 1919 wurde die Ungarische Räterepublik ausgerufen. Béla Kun schrieb in einem Grußschreiben an die Sowjetregierung unter anderem diese Zeilen: „Wir begrüßen Sie, Genosse Lenin, den Führer des internationalen Proletariats und der jetzt tagenden III. Internationale. Zugleich melden wir unseren Anschluß an den I. Kongreß der III. Internationale. Wir halten die Macht fest in Händen. Der I. Kongreß der Räte der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndelegierten, der in Kürze zusammentritt, wird unsere Macht noch mehr festigen. Es gelang uns in diesen Tagen, die Macht ohne Blutvergießen zu erringen. Doch schon droht uns der Entente-Imperialismus. Angesichts dieser Gefahr stellt sich die ganze Arbeiterklasse Ungarns an die Seite der Diktatur des Proletariats. Sie bittet um Ihre Hilfe gegen die imperialistischen Räuber.“37 Lenins Antwort darauf war zunächst eine reine Empfangsbestätigung38. Noch am selben Tag wurde vom VIII. Parteitag der KPR(B) ein Telegramm an die Regierung Räteungarns entsendet, in dem unter anderem besagt ist: „Die Arbeiterklasse Rußlands wird Euch mit allem, was sie nur kann, zu Hilfe kommen.“39 Einen weiteren Tag später sendete Lenin an Kun einen Funkspruch. In diesem fragt Lenin, welche Garantien Kun habe, dass die Regierung nicht bloß eine sozialdemokratische sei und wie reell die Anerkennung der Diktatur des Proletariats durch die Sozialdemokraten sei40 (Lenin nennt die Sozialdemokraten dort „Sozialisten“). Mir ist die Antwort von Béla Kun darauf nicht bekannt. Dafür jedoch, was er tat. Am 23. März 1919 fand eine Konferenz der Vertrauensleute der MKP statt, auf welcher die Vereinigung mit der MSZDP besprochen wurde. Kun sagte in seiner Rede: „Als wir die Arbeit für den Kommunismus in Ungarn begannen, wußten wir, die einzige Art und Weise unsere Ziele zu erreichen ist, daß das Proletariat die Macht in die Hände nimmt. Das ist heute Wirklichkeit geworden. Die ungarische Sowjetrepublik wurde gebildet. Von unseren Prinzipien weichen wir kein Haarbreit ab. Unsere Bruderpartei, die Sozialdemokratische Partei, mußte einsehen, daß sie ihre Ziele nicht auf demokratischer Basis erreichen konnte, daß wir im Recht waren, als wir die Diktatur des Proletariats forderten. Heute können wir uns auf dieser Basis zu einer einheitlichen Arbeiterpartei vereinigen, deren Programm ich auf Anregung des zum Ausscheiden bereiten linken Flügels der Sozialdemokraten und des Genossen Bogár in meinem Brief aus dem Gefängnis niedergelegt habe.“41 Natürlich meinte Béla Kun damit, dass man die Diktatur des Proletariat „nicht auf demokratischer Basis“ erreichen kann, den bürgerlichen Reformismus und nicht demokratische Maßnahmen an sich. Das war richtig, aber man gab diesem Raum, indem man einige schwerwiegende Fehler beging.

Grundlegende Fehler der Kommunistischen Partei Ungarns

Zur Vereinigung mit der Sozialdemokratie schrieb Kun im erwähnten Brief: „Die Vereinigung der Arbeiterbewegung ist unvermeidlich. Doch um sich vereinigen zu können, muß sie sich erst spalten. Das ist kein Spiel mit Worten, sondern der Ausdruck einer dialektischen Gesetzmäßigkeit. Die Arbeiterbewegung wird, vor oder nach dem Sieg der proletarischen Revolution, auf jeden Fall einheitlich werden.“42 Das Gesagte ist durchaus richtig. Um sich auf Grundlage des Marxismus zu vereinigen und somit die ideologische Basis für die Erringung des Sozialismus zu schaffen, muss man sich zuerst von den Revisionisten organisatorisch trennen und das Eindringen des Renegatentums verhüten. Das Problem war hierbei nur, dass Letzteres nicht geschah, beziehungsweise rückgängig gemacht wurde durch die Vereinigung mit den Sozialdemokraten. Man machte faktisch eine „Vereinigung ohne Prinzipien“, auch wenn Kun das Gegenteil von sich gab, da man die rechten Sozialdemokraten nicht aus der Partei säuberte und sie in der Partei beließ und sogar leitende Positionen überließ43. Mátyás Rákosi resümierte im Jahre 1925 über diesen fehlerhaften Schritt: „Zur Zeit der Revolution von 1919 waren wir sehr unerfahren. Es wurde uns zum Verhängnis, daß wir uns mit den Führern der Sozialdemokratischen Partei vereinigten, die in ihrer Mehrheit Feinde der Revolution waren. Infolge unserer opportunistischen Politik hörte die selbstständige Kommunistische Partei zu existieren auf. Leider machten wir uns die Erfahrungen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution der Sowjetunion nicht genügend zu eigen.“44 Béla Kun merkte selbstkritisch in der Retrospektive an, dass die MKP unter seiner Führung „jenen verhängnisvollen Fehler beging, sich mit der Sozialdemokratischen Partei Ungarns zu vereinigen.“45. Dies hatte die Konsequenz, dass die rechten Sozialdemokraten, die vorerst ihre wahre Gesinnung versteckt hielten, die Konterrevolution von innen vorbereiteten. Kun merkte auch an, was dies für negative Auswirkungen allgemein hatte: „Mit der Sozialdemokratie schlichen sich sämtliche schlechten Eigenschaften der Führer der bürgerlichen Revolution in die Proletarierdiktatur ein: kleinliche Eitelkeit, Intrigen, Unselbstständigkeit, Schwankungen.46 Es gab natürlich auch Rechtsopportunisten, die mit diesem Zustand vollkommen zufrieden waren. Unter ihnen war Georg Lukács, der meinte, dass das Proletariat nach der Revolution ohnehin keine Avantgarde mehr benötigen würde47. Das war eine spontanistische Anschauung. Wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigen sollte, korrigierte er diese falsche Auffassung nicht, sondern weitete sie auch auf den Bereich der sozialistischen Kultur aus48 und selbst auf die sozialistische Ökonomie, bei welcher er faktisch die Planung verneinte49. Seine Abweichungen entwickelten sich also im Laufe der Zeit zum offenen Verrat am Proletariat.

Weitere schwerwiegende Fehler geschahen in der Agrarfrage und im Hinblick auf die bewaffneten Streitkräfte des bürgerlichen Staates. Statt das Land der Großgrundbesitzer unter den Klein- und Mittelbauern aufzuteilen, um diesen zu zeigen, dass man ihre Interessen vertrat und sie anschließend zur Vergenossenschaftlichung motivierte, wandte man sich gegen die Aufteilung des Landes50. Mátyás Rákosi nannte das in der Retrospektive einen „Riesenfehler“ und dass dies zur Entfremdung der Bauernschaft von der Arbeiterklasse führte51. Béla Kun übte im Jahre 1932 Selbstkritik für diese „luxemburgianische Auffassung“, wie er es nennt52. Rákosi kritisierte im Nachhinein, dass man die bürgerliche Polizei und Armee nicht entwaffnete und von Grund auf neu aufstellte, sondern übernahm53. Dies beließ den Zustand, dass konterrevolutionäre Elemente unter diesen bewaffnet und organisiert blieben, was der Bourgeoisie eine fünfte Kolonne in die Hand gab.

Béla Kun nahm die schwerwiegend Fehler auf seine eigene Kappe, wohl weil er der Chefideologe der MKP damals gewesen ist. Er schrieb dazu im Jahre 1932: „Auch die grundlegenden Fehler der Diktatur waren selbstverständlich vor allem meine Fehler. Über diese Fehler hat die Kommunistische Internationale unter der Führung Lenins und Stalins geurteilt. Ich selbst schrieb ebenfalls an anderer Stelle mehrmals ausführlich über sie und sprach von ihnen, als Ergebnis einer harten, schwer erkämpften bolschewistischen Selbstkritik. Diese Kritik und Selbstkritik bildete und bildet den Ausgangspunkt der Tätigkeit unserer Partei nach der Revolution.“54 Diese Selbstkritik auf Grundlage der gemachten Erfahrungen half der Kommunistischen Partei Ungarns im Kampf gegen den Horthy-Faschismus und auch beim Aufbau des Sozialismus in der Volksrepublik Ungarn, nach 1945.

Die ersten Tage Räteungarns

Trotz dieser Fehler hatte Béla Kun recht, als er auf der Konferenz der Vertrauensleute der MKP vom 23. März 1919 verkündete: „Die Diktatur des Proletariats wird erst vollständig sein, wenn die Räte der Arbeiter, Bauern und Soldaten sich zu ihrem ersten Kongreß versammeln können. Die allererste revolutionäre Pflicht des Proletariats ist der unverzügliche Ausbau der Kampforgane, damit es durch diese die ganze politische Macht ausüben kann.“55 Noch am selben Tag rief Tibor Szamuely in einem Artikel dazu auf, in die ungarische Rote Armee einzutreten56. Bereits eine Woche später, am 30. März 1919, heilt er eine Ansprache vor dem I. Internationalen Regiment57. Die Aufgaben der Räterepublik in den ersten Tagen umriss Béla Kun so: „Nicht die ungerechte Verteilung der Wohnungen, sondern das der ungerechten Verteilung zugrunde liegende Privateigentum an Mietshäusern und Grundstücken mußte zuerst von den Hammerschlägen der Diktatur getroffen werden, damit eine organisierte Verteilung der Wohnungen überhaupt möglich werden kann. Nicht ein zusammengeflickter Arbeiterschutz, sondern die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, die Beseitigung der Ausbeutung, nicht eine Steuerpolitik, sondern ein Bruch mit dem Finanzsystem des Kapitalismus, die Annullierung der Staatsanleihen waren unsere Aufgabe. Darin zeigt sich im allgemeinen der Unterschied zwischen der reformistischen, der sozialpolitischen und der revolutionären Methode der Arbeiterbewegung.“58 Am 28. März 1919 legte Kun dar, was bereits erreicht worden ist: „Die Ketten der Lohnsklaverei sind in tausend Stücke gerissen. Gleichzeitig haben wir den Aufbau der neuen Welt in Angriff genommen. Das Wirtschaftsleben nimmt seinen Lauf und fungiert jetzt schon besser als früher. Bloß die Schmarotzer haben wir beseitigt, was aber an geistiger und physischer Energie im Lande vorhanden ist, ist alles an der Arbeit. Produktion und Verkehr sind in unserer Hand. Das Schmarotzerleben der Nichtstuer ist zu Ende. Wir haben die Vorräte beschlagnahmt. Ein Teil gelangt zur gerechten Verteilung, der andere Teil wird als Material für den Aufbau kommunistischen Organisation der Produktion dienen. Wir haben all jene Sklavenketten der Gesetze gesprengt, die der Kapitalismus zur Erbitterung des Proletariats erfunden hat, so die Brandmarkung der in ungesetzlicher Ehe geborenen Kinder. […] Die mächtige Waffe des Kapitalismus, die das Proletariergehirn verdummende Presse, haben wir in unseren Dienst gestellt, in den Dienst der Schaffung einer besseren Zukunft. Das Proletariat eilt begeistert in Massen unter die Fahne der Roten Garde, bereit, mit seinem Herzblut seine Befreiung vom Joche des Kapitalismus zu schützen.“59 Das Letztere stimmte, jedoch fehlte die Masse der Bauernschaft. Mátyás Rákosi meinte, dass das Proletariat der Räterepublik treu war und diese „sehr braves Soldatenmaterial“ waren, aber die Fehler den Bauern gegenüber „nicht gutmachen“ konnten60. Dennoch war die Räterepublik Ungarn das Vaterland des ungarischen werktätigen Volkes. Am 7. und 8. April 1919 fanden die Rätewahlen statt. Die Ortsräte, Gebietsräte und der Gesamtungarische Rätekongress wurden gewählt. Béla Kun sagte gegenüber einem amerikanischen Journalisten: „Die Fabriken und Gruben sind jetzt im Besitz der Arbeitermassen. Seit dem Beginn unserer Diktatur hat der Satz ´die Arbeiter haben keine Heimat´, seinen Sinn verloren. Seitdem haben die Arbeiter eine Heimat, und diese Heimat wird nicht von der Scheinmoral der Bourgeoisie, sondern von der wahren Moral des Proletariats regiert. […] Wir bauen die lebende Organisation des Sozialismus, das sozialistische Land, in dem es weder Ausgebeutete noch Ausbeuter geben wird.“61 Tibor Szamuely war dies genauso bewusst. Nach dem Angriff Rumäniens auf Räteungarn sagte er in einer Rede in Györ vom 20. April 1919: „Der Proletarier, der kein Vaterland besaß, konnte nichts verlieren. Heute jedoch hat er ein Vaterland, er hat etwas zu verlieren. Heute kann er bereits eine ganze Welt verlieren.“62 Und im Juni 1919 sprach er auf dem Landeskongress der Räte: „Im ´Kommunistischen Manifest´ heißt es, das Proletariat habe nichts zu verlieren, man kann ihm nicht wegnehmen, was es nicht besitzt. Doch das siegreiche Proletariat, das Proletariat, das sich selbst befreite, hat sehr viel zu verlieren. Das siegreiche revolutionäre Proletariat Ungarns hat seine Ketten bereits verloren. Wenn es sich jetzt nicht wehrt, wenn es sich der Gnade der Entente ausliefert, dann wird es nicht seine Ketten, sondern die ganze Welt verlieren.63 Man war sich also bewusst, dass Marx und Engels im Kommunistischen Manifest lediglich eine Zustandsbeschreibung darlegten, nicht ein „ewiges Dogma“. Natürlich verlor man auch den proletarischen Internationalismus als ein Kernelement des Sozialismus nicht aus den Augen. Wie bereits erwähnt, ließ Kun auch unter den rumänischen, tschechoslowakischen, kroatischen und serbischen, also den slawischen Truppen sozialistische Schriften und Flugzettel verbreiten64. Er trug damit dem Rechnung, was der sozialistische Dichter Endre Ady zu Papier brachte über die Ausbeutung in Ungarn und die Unterdrückung der Nationalitäten im damaligen Vielvölkerstaat:

Dürfen wir auf Beßres warten?

Aug und Seele schmerzt uns, sag:

Wird das Babel aller Sklaven

doch erwachen, wird es Tag?

Gärt aus tausend lahmen Wünschen

nie des Willens starker Wein?

Soll Rumänen-, Slawen-Kummer

nicht auch Ungarn-Kummer sein?“65

Tibor Szamuely sah das nicht anders. In einem Rekrutierungsaufruf für die Rote Armee Ungarns schrieb er: „Vorwärts, unaufhaltsam – neuen Siegen, neuen Triumphen, der Befreiung der Proletarier aller Länder entgegen!“66 Béla Kun drückte gegenüber einem amerikanischen Journalisten, dem er ein Interview gab, seine Hoffnung aus, dass das amerikanische Proletariat Räteungarn seine Solidarität gewähren würde67. Es gibt viele Beispiele, von denen ich hier natürlich nicht alle darlegen werde. In den frühen Apriltagen wurden die Grundlagen der ungarischen Außenpolitik formuliert. Da dies den zeitlichen Rahmen etwas übersteigt, werde ich darin auch einige spätere Ereignisse zu diesem Thema behandeln.

Die Außenpolitik Räteungarns

Ich werde die Außenpolitik hier en bloc abhandeln, weil sich diese bis zum Ende der Räterepublik nicht grundlegend änderte, also die Linie vom April 1919 weitestgehend beibehalten wurde. Ein weiterer Grund ist, dass Béla Kun darüber mit Lenin in Briefkontakt stand und dieser sich um Wochen hinzog, obwohl es zusammenhängende Sachverhalte waren. Es dient also dem besseren Verständnis.

Bereits kurz nach der Ausrufung der Ungarischen Räterepublik bekannte man sich solidarisch zu Sowjetrussland. Béla Kun schrieb in einem Grußschreiben: Die ungarische Sowjetregierung sendet der russischen Sowjetrepublik und ihrer Regierung ihre brüderlichen Grüße. Das ungarische Proletariat, das im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, den internationalen kapitalistischen Imperialismus, die Macht errungen hat, will unermüdlich alle seine Kräfte für den Sieg des internationalen Proletariats einsetzen.“68 Dies war und blieb die Haltung gegenüber Sowjetrussland, bis zum Ende der Räterepublik am 1. August 1919.

Aber dies war keineswegs die ganze Außenpolitik, die die Ungarische Räterepublik verfolgte. In einem Interview mit einem österreichischen Journalisten im April 1919 legte Béla Kun seine Haltung gegenüber anderen Ländern dar. Zum einen versprach er, den hungernden Wiener Arbeitern zu Hilfe zu kommen, soweit wie es ihm möglich ist und zu Deutsch-Österreich gute Beziehungen wünscht69. Genauso betonte Kun, dass er Handelsbeziehungen zum Ausland unterhalten wolle und von Ungarn keine Kriegsoperationen, also keine Aggression, ausgeht70. Auf die Frage, welche Beziehungen Räteungarn mit der Bayerischen Räterepublik wünsche, so erwiderte Kun, dass man „mit allen in gutem Verhältnis leben“ wolle71. Die Bayerische Räterepublik wurde durch Béla Kun in einem Schreiben begrüßt: „In hellem Jubel, mit begeisterter Freude begrüßen Euch, jüngere Brüder, das revolutionäre Proletariat Budapests und der ganzen ungarländischen Räterepublik. Unbeschreiblich ist das Glück, das die Nachricht hervorgerufen, nach welcher Bayerns Arbeiter, Soldaten und Bauern die Macht des bisherigen Bourgeoisstaates an Trümmern die revolutionäre Diktatur der Arbeiterklasse aufzubauen und den Übergang zum Sozialismus, der ersten Etappe des Kommunismus, zu schaffen. […] Glücklich und mit Freude begrüßen wir in Eurer Räterepublik unsern natürlichen Verbündeten, zu welchem sie nicht durch geheime Verträge der Diplomatie, sondern durch Eure revolutionäre Tat geworden ist.“72 Diese wurde nach einem Monat bereits niedergeschlagen. Gegenüber einem deutschen Journalisten legte Béla Kun relativ ausführlich dar, was die allgemeinen Richtlinien der Außenpolitik der Ungarischen Räterepublik sind: „Unsere Außenpolitik ist die Politik des Friedens, eine phrasenfreie, wahre Friedenspolitik. Wir kennen keine wirtschaftlichen Grenzen, so fällt unsererseits jede imperialistische Politik weg. Da wir nicht auf dem Standpunkt der Gebietsintegrität stehen, kann es bei uns auch nicht jenen früher vertretenen Standpunkt geben, da man die politische Autonomie einzelner Nationalitäten immer aufgrund gewisser einheitlicher politischer Gebiete lösen wollte. Unsere Innenpolitik bestimmt die Richtlinien unserer Außenpolitik, und ebendarum können wir auf die Unterstützung der Mehrheit des Volkes, des Proletariats aller Länder rechnen.“73 Ansonsten betonte Kun, dass er ein gutes Verhältnis zu Deutschland wünsche und seine Solidarität zu Sowjetrussland74, was nichts Neues darstellt im Vergleich zu vorherigen Statements. Was jedoch neu ist, das ist eine Darlegung der Haltung zur Entente. Er sagte: […] wir rechnen damit, daß alle schwebenden Fragen mit der Entente auf friedlichstem Wege gelöst werden können.“75 Das klingt naiv, weil die imperialistischen Mächte der Entente natürlich nicht friedlich auf ihre Kriegsbeute verzichten würden. Dies zeigte sich besonders nach dem Überfall Rumänien auf Räteungarn ab dem 16. April 1919. Das ist aber nun nicht Thema. Diese Ausführungen waren gegenüber einem ausländischen Journalisten und beinhalten gewissermaßen den Wunsch des ungarischen Proletariats, Angelegenheiten friedlich zu lösen, was von dessen Standpunkt auch möglich wäre, da es keine räuberischen Interessen besitzt. Béla Kun war sich dennoch bewusst, dass die Entente natürlich nicht daran interessiert ist, in friedliche Verhandlungen zu treten.

Der Beleg dafür ist der Briefwechsel zwischen Kun und Lenin. Lenin schien von Kuns ideologischer Standfestigkeit nicht recht überzeugt gewesen zu sein und schrieb am 18. Juni 1919: „Man muß Verhandlungen beginnen und führen, man muß unbedingt jede Möglichkeit wenigstens für einen vorläufigen Waffenstillstand oder Frieden ausnutzen, um dem Volk eine Atempause zu verschaffen. Trauen Sie aber der Entente nicht einen Augenblick, sie nasführt Sie und will nur Zeit gewinnen, um Sie und uns leichter erdrosseln zu können.“76 Am gleichen Tag schrieb Kun ein Antworttelegramm, in welchem er sich selbst als „einen der eifrigsten Schüler“ Lenins bezeichnete: „Ich glaube die Entente sehr gut zu kennen. Ich weiß, daß sie bis zum äußersten gegen uns kämpfen wird. In diesem Krieg kann es nur einen Waffenstillstand geben, einen Frieden niemals. Der Kampf geht auf Leben und Tod.“77 Kun war also keineswegs so naiv, wie er nach außen hin gewirkt haben mag durch die Presse. Dem voraus ging ein Brief von Béla Kun vom 22. April 1919, welchem er seinen Brief an Ignác Bogár beilegte als „bolschewistisches Programm“ der ungarischen Revolution78. Er betonte: „Der radikale Bruch mit dem Kapitalismus zeigt indessen ganz klar, daß unsere Revolution eine wahre kommunistische Revolution war. Man wird sie an ihren Früchten erkennen.79 Kun erkannte die Notwendigkeit des Brest-Litowsker Friedens an80 und bekräftigte: „Unsere Lage ist kritisch. Was immer aber geschehen wird, jeder Schritt, den wir tun, ist von den Interessen der Weltrevolution geleitet. Wir denken keinen Augenblick daran, für die Interessen eines Teils der internationalen Revolution die Interessen der Weltrevolution zu opfern.“81 Lenin antwortete in einem Telegramm darauf: „Ich bin überzeugt, daß die Proletarier Ungarns trotz der ungeheuren Schwierigkeiten die Macht behaupten und festigen werden.“82 Dies war der außenpolitische Hauptinhalt des Briefwechsels.

Dies war die außenpolitische Linie der Ungarischen Räterepublik.

Der Überfall durch Rumänien und die innere Entwicklung Räteungarns

Am 16. April 1919 begann das Königreich Rumänien die Ungarische Räterepublik anzugreifen. Zu dieser Zeit war im Osten die Székler-Division eingesetzt, welche von reaktionären Offizieren geführt wurde. Diese streckte beim ersten Feindkontakt die Waffen und hinterließ eine Lücke in der Frontlinie. Darüber schrieb Béla Kun in der Retrospektive: „Zu Beginn des konterrevolutionären Krieges der Imperialisten gegen die junge Räterepublik gab es keine organisierte Armee, keine Führung an den Fronten. Die rumänischen Truppen näherten sich der Theiß, die tschechoslowakischen Truppen stießen von der Slowakei gegen Budapest vor.“83 Die Streitkräfte der Entente hatten ungefähr 150000 Truppen im Einsatz, während die Rote Armee Ungarns zum Zeitpunkt des rumänischen Angriffs lediglich 49000 Mann aufbieten konnte84. László Réti schrieb über die prekäre Situation während dieser Tage: „Die feindlichen Truppen rückten vor, ohne auf ernsten Widerstand zu stoßen. Nach dem 1. Mai jedoch rief der Revolutionäre Regierungsrat auf Initiative der Kommunisten und der linken Sozialdemokraten das Proletariat zu den Waffen. Annähernd hunderttausend Arbeiter ergriffen das Gewehr und gingen an die Front, um die proletarische Heimat zu verteidigen. Es begann die nördliche Gegenoffensive der Roten Armee. Nach siegreichen Schlachten befreite die ungarische Rote Armee weite Gebiete Nordungarns und der Slowakei. Auf dem befreiten Territorium wurde die Slowakische Räterepublik gegründet, die sofort mit Sowjetrußland und Räteungarn ein brüderliches Bündnis einging.“85 Angemerkt sei hier, dass dieses Zitat einige Entwicklungen bis Mitte Juni 1919 vorwegnimmt. Noch am 2. Mai eroberten tschechoslowakische Soldaten die Stadt Miskolc und Budapest war nur schwach verteidigt86. Kun stellte in seiner Rede klar: „Genossen, solange es eine Möglichkeit gibt, müssen wir mit allen Kräften für die Erhaltung der Diktatur des Proletariats kämpfen, kämpfen, solange es auch nur eine einzige Möglichkeit gibt, ein Gewehr abzufeuern. Und der Kampf besteht aus Schießen, aus Stürmen mit dem Bajonett und aus Organisieren, nicht aber aus Reden, Applaus, Hochrufen und Versprechungen.“87 Gegen Ende seiner Rede seiner Rede sprach Kun: […] wir müssen Budapest um jeden Preis verteidigen!“88 Die Truppen der ungarischen Roten Armee waren Arbeitermilizen, die nicht gut ausgebildet waren, aber von hoher Kampfmoral aufgrund ihres hohen Klassenbewusstseins. Béla Kun nannte sie „starke Stützen der Revolution“ und schrieb über sie in einem Artikel vom 11. Mai 1919: „Daß diese Truppen noch nicht im Feuer gewesen sind, kann unseren Glauben an die historisch Berufung des ungarischen Proletariats nicht erschüttern. Es herrscht Disziplin bei diesen Truppen, und diese Disziplin wird sich auch im Feuer bewähren.“89 Wie bereits vorweg genommen, wurden sie ihrem Klassenauftrag zuverlässig gerecht. Am 23. Mai 1919 vermeldete Kun: „Siegreich steht die Rote Proletarierarmee oberhalb von Miskolc.“90 Miskolc liegt im Nordosten des heutigen Ungarns. Diese Aussage bedeutete also, dass die Gegenoffensive der ungarischen Roten Armee erfolgreich verlief. So viel vorerst zur militärischen Lage bis zum Sommer.

Nun zur politischen Lage in Ungarn. Kurz nach dem Beginn der rumänischen Offensive reiste Tibor Szamuely nach Györ und hielt dort am 20. April 1919 eine Rede. Er wies darauf hin, dass in Szatmárnémeti (liegt heute in Rumänien an der Grenze zu Ungarn) die ungarische Bourgeoisie mit Hilfe der rumänischen bürgerlichen Truppen ihre Macht restaurierte91. Das war sicherlich mit Konzessionen verbunden, denn sonst würde es sich für die rumänische Bourgeoisie nicht gelohnt haben, ihren Konkurrenten zu helfen. Die ungarische Bourgeoisie verheilt sich wohl so, wie Szamuely schon Ende Januar 1919 schrieb: […] lieber will man auf Kohle, Kleidung, lieber auf alles verzichten, wenn es nur keine proletarische Revolte gibt.“92 Szamuely legte in seiner Rede klar dar, dass die Restauration der Diktatur der Bourgeoisie mit aller Macht verhindert werden muss: „Die Arbeiterschaft muß die ausnützen und die Bourgeoisie völlig unterdrücken, ja selbst die Möglichkeit, den Gedanken im Keim ersticken, das Sklavenjoch von neuem auf unseren Nacken zu legen, das System des Privateigentums zurückzubringen. Die Bourgeoisie war niemals sentimental, wenn Millionen in den Krieg zur Schlachtbank geschickt werden sollten, für keinen Augenblick wurde sie gefühlsduselig, wenn sie sah, welche Verheerungen sie anrichtete. Die Macht ist in unseren Händen: Wir werden sie zwingen, sie zertrümmern, damit sie keinen Widerstand leisten kann.“93 Er verschwieg auch keine Probleme: „Wir treiben keine Schönfärberei und verschweigen nicht die Tatsache, daß ein Teil der an den Fronten stehenden Truppen ihre Mission nicht erfüllt und ihrer proletarischen Pflicht nicht Genüge getan hat. Man muß sie entfernen und an ihrer Stelle die organisierte Arbeiterschaft a die Front schicken.“94 Wie weiter oben bereits dargelegt, war dieser Vorschlag Szamuelys genau das Richtige, um die Revolution vor der imperialistischen Invasion zu retten. Er sagte weiter: „Die Räterepublik in Ungarn stützt sich auf die Einheit und Kraft der organisierten Arbeiterschaft; es ist die Pflicht dieser organisierten Arbeiterschaft, gemeinsam mit uns allen die Errungenschaften der Revolution zu schützen.“95 Am Ende seiner Rede machte Szamuely klar, dass es nur zwei mögliche Ausgänge gibt: „Entweder wird die proletarische Revolution vernichtet, oder sie wird über die fremde Unterdrückung triumphieren.“96 Schon am 2. Mai 1919 planten die rechten Sozialdemokraten einen konterrevolutionären Umsturz, welcher aber nicht zur Ausführung kam97. Am 5. Mai gründete sich eine bürgerliche Gegenregierung in Arad (heute in Rumänien), später zog diese um nach Szeged (heutiges Südungarn). Ende Mai reiste Tibor Szamuely im Auftrag der Räteregierung nach Moskau, um mit Lenin über die aktuelle Lage zu informieren98. Am 31. Mai 1919 kehrte Szamuely zurück und hielt eine Rede zur Lage Sowjetrusslands99. Der Inhalt der Ausführungen ist für diesen Artikel nicht von Relevanz. Was jedoch relevant ist, ist Folgendes: „Ich habe außerdem noch einen Gruß gebracht, diesen hat uns Genosse Lenin gesandt.“100 Dabei handelt es sich um Lenins „Gruß an die ungarischen Arbeiter“, worin er einige notwendige Schritte der Diktatur des Proletariats darlegt. Lenin schrieb in diesem Brief unter anderem: „Diese Diktatur [des Proletariats; L. M.] setzt die schonungslos harte, schnelle und entschiedene Gewaltanwendung voraus, um den Widerstand der Ausbeuter, der Kapitalisten, Gutsbesitzer und ihrer Handlanger zu brechen. Wer das nicht verstanden hat, der ist kein Revolutionär, den muß man seines Postens als Führer oder Ratgeber des Proletariats entheben. Aber nicht in der Gewalt allein und nicht hauptsächlich in der Gewalt besteht das Wesen der proletarischen Diktatur. Ihr Hauptwesen besteht in der Organisation und Disziplin der fortgeschrittensten Abteilung der Werktätigen, ihrer Avantgarde, ihres einzigen Führers, des Proletariats. Sein Ziel ist es, den Sozialismus zu errichten, die Teilung der Gesellschaft in Klassen aufzuheben, alle Mitglieder der Gesellschaft zu Werktätigen zu machen, jeglicher Ausbeutung des Menschen durch den Menschen den Boden zu entziehen.101 Damit war jedoch die rechten Sozialdemokraten in der Partei und Regierung nicht einverstanden. Diese traten danach offen gegen die Diktatur des Proletariats auf.

Der Streit um die Frage der proletarischen Diktatur

Anfang Juni 1919 wurde von den rechten Sozialdemokraten unter der Führung von Zsigmond Kunfi, die Teil der Partei geworden sind, die Losung von der „Milderung der Diktatur des Proletariats“ herausgegeben. Tibor Szamuely schrieb im Juli 1918: „Keiner soll sich Revolutionär nennen, keiner diesen hehren, achtungsgebietenden und ehrenvollen Namen mißbrauchen, der nicht zur Waffe greift, wenn die soziale Revolution, die Sache der Diktatur des Proletariats, in Gefahr ist.“102 Aber genau solche Leute traten auf den Plan. Die Vereinigung mit der Sozialdemokratie ohne vorherige Isolation der rechten Elemente rächte sich hier. In den ersten Wochen der Räterepublik traten diese wohl nicht zu Tage, da es in dieser Zeit kaum Widerstand gab; als die Imperialisten Räteungarn angriffen, änderte sich die Situation und die Niederschlagung von Konterrevolutionären wurde notwendig103. Der Hintergrund dieser rechtssozialdemokratischen Forderung von der „Milderung der Diktatur des Proletariats“ war, dass man die Unterdrückung der Konterrevolutionäre nicht richtig handhabte und allzu oft allein die fehlgeleiteten Werktätigen hart bestrafte, bis zum Tode, statt nach den Hintermännern zu suchen104. Tibor Szamuely kritisierte daran: „In Zukunft darf man keinen einzigen Bauern zum Tode verurteilen, nicht die machen die Konterrevolution, die offen gegen uns auftreten, sondern die Kunfi und Weltner.“105 Szamuely begriff, dass sie Feinde in den eignen Reihen hatten, die die Konterrevolution organisieren, die rechten Sozialdemokraten in der Partei und der Regierung. Auf dem Landesparteitag der MKP am 12. und 13. Juni 1919 traten diese dann offen auf mit ihrer Forderung der „Milderung der Diktatur des Proletariats“. Diese, die später tatsächlich einen konterrevolutionären Putsch veranstalteten als „Gewerkschaftsregierung“, machten also schon Wochen zuvor das, was János Kádár hier darlegt: „Die Beispiele der Konterrevolution von 1919 und 1956 in Ungarn besagen eindeutig, daß die Ausbeuter sich nicht mit dem Verlust ihrer Macht abfinden. Die Revisionisten verbreiten monatelang vor dem konterrevolutionären Putsch eifrig jene falsche und schädliche Auffassung, daß der Klassenkampf schon in der Periode des Aufbaus des Sozialismus absterbe.“106 Und dagegen traten Béla Kun, Tibor Szamuely und Mátyás Rákosi auf in ihren Reden auf dem Parteitag. Kun sagte über die Diktatur des Proletariats: „Auf politischem Gebiet fordern wir die konsequente Anwendung der Diktatur. Wir nehmen der Bourgeoisie die Möglichkeit, dem Proletariat noch einmal die Unterdrückung aufzuzwingen, wir nehmen ihr die Möglichkeit, sich von neuem eine physische und geistige Gewaltorganisation zu schaffen, den Kapitalismus wieder aufzurichten und die sozialistische Entwicklung zu hemmen. Das ist das Wesen der Diktatur des Proletariats.“107 Die Notwendigkeit der proletarischen Diktatur legte Béla Kun schon viele Male vorher dar. Davon ein paar Beispiele: Der Bayerischen Räterepublik gegenüber legte Kun dar: „Heute ist es schon klarer wie die Sonne, daß der einzige Weg, der zum Sozialismus führt, die revolutionäre Diktatur des Proletariats ist.“108 In einem Brief an Lenin vom 22. April 1919 schrieb Kun: „Das, was Sie in Ihrem Buch gegen Kautsky von der Notwendigkeit der Diktatur ausführten, ist unsere Linie bei der Ausübung der Diktatur.“109 Am 2. Mai 1919 sagte Kun in einer Rede: „Es gibt nur eine ehrliche Arbeiterbewegung; die, die nach der Diktatur des Proletariats strebt und sie errichten will.“110 Dies war noch nicht alles. Béla Kun widerlegte am 7. Juni 1919 die bürgerliche Heuchelei davon, dass die bürgerliche Demokratie nicht gleichzeitig auch eine Diktatur ist, und zwar der Bourgeoisie. Was er sagte: „Wer da glaubt, die starke Hand, die konsequente Anwendung der [proletarischen; L. M.] Diktatur sei eine kolossale Grausamkeit, den möchte ich darauf aufmerksam machen, daß zur Zeit der [bürgerlichen; L. M.] Demokratie, als man von den Methoden der Diktatur nichts wissen wollte und das Standrecht keine berechtigte Waffe gewesen wäre, dasselbe über halb Ungarn, ja sogar über mehr als das halbe Land verhängt wurde.“111 Dies dürfte selbsterklärend sein. Béla Kun erklärte und verteidigte also unzählige Male die Notwendigkeit der proletarischen Diktatur gegenüber den rechtssozialdemokratischen Renegaten.

Nun zu den Beiträgen von Szamuely und Rákosi in der Diskussion des Parteitags. Rákosi sagte in seiner Rede: „Die Methode der Diktatur des ungarischen Proletariats kann keine andere sein, als wie sie gewesen ist. Wir bieten alles auf, die Diktatur vor Übertreibungen zu bewahren. Was geschehen ist, war unbedingt notwendig und war ausschließlich die von der Provokation der Bourgeoisie ausgelöste Gegenwirkung. Seien wir uns im Klaren darüber, daß zwischen den Fronten des Klassenkampfes eine neutrale Zone nicht möglich ist. Wenn wir irgendwo unsere Klassenkampflinien zurücknehmen, wird die Bourgeoisie uns dort siegestrunken nachrücken. Wenn wir unsere Linien freiwillig da und dort zurücknehmen, so ist das ein Eingeständnis entweder unserer Schwäche oder unserer Unentschlossenheit, unerbittlich das gesteckte Ziel zu erreichen. Damit geben wir der Bourgeoisie eine Waffe in die Hand, den Kampf gegen uns noch kräftiger fortzusetzen. […] Mit Nachgiebigkeit den Klassenkampf auszufechten, ist nicht möglich.“112 Dies bewahrheitete sich auch durch Szamuelys Erfahrungen, die er dem Parteitag mitteilte. Er berichtete, dass die Konterrevolution unter der Losung der „Milderung der Diktatur des Proletariats“ ihr Haupt erhob und die rechtssozialdemokratischen Elemente in der Partei ihnen dabei Unterstützungsdienste leisteten113. Dies waren Zersetzungserscheinungen der Räterepublik im Sommer 1919.

Sommer 1919 – Die Räterepublik in der Krise

In dieser Zeit begannen die sich im Untergrund versteckenden Konterrevolutionäre offen aufzutreten und Aufstände anzuzetteln. Noch am 24. Mai 1919 rechnete Béla Kun nicht damit. Über Transdanubien, in welchem später ein konterrevolutionärer Aufstand sein Haupt erheben sollte, sagte er in einer Rede an eben diesem Tag: „Ein reiches Gebiet, Transdanubien, steht uns zur Verfügung, wo es derzeit an nichts anderem fehlt, als daß das Gebiet vom Gesichtspunkt des Proletariats aus gesehen unzulänglich organisiert ist. Es ist wenig von sozialistischem Selbstbewußtsein, wenig von sozialistischer Propaganda zu spüren. Es sind Maßnahmen getroffen worden, die dem abhelfen sollen. Unsere Genossen verbreiteten Nachrichten über Transdanubien, als ob es weiß Gott was für ein konterrevolutionärer Herd wäre. Ich war vor kurzem da und kann sagen, das ist nicht wahr.“114 Kuns Einschätzung beruhte auf Oberflächlichkeit. Er ignorierte die Warnungen der lokalen Kader und stützte sich allein auf seine subjektiven Eindrücke. Mao Tsetung sagte einmal: „Es gibt zwei Untersuchungsmethoden: Die eine ist, im Vorbeireiten die Blumen zu bewundern, und die andere, vom Pferd zu steigen und sie sich von nahem anzusehen. Wenn ihr die Blumen im Vorbeireiten beschaut, erhaltet ihr nur einen oberflächlichen Eindruck, denn es gibt so viele von ihnen.“115 Diese „Blumen“ sind die verschiedenen Sachverhalte und ihre Verbindungen. Kun sah „sich die Blumen im Vorbereiten an“ und meinte, dass die Lage doch gar nicht so schlimm sei, weil er keine gründlichen Untersuchungen vorgenommen hatte. Dies war eine Fehleinschätzung. Schon eine Woche später, am 1. Juni 1919, brach in Transdanubien ein Eisenbahnerstreik aus, der den Startschuss der Konterrevolution in dieser Region bildete116. Am 7. Juni sprach Kun in einer Rede darüber: „Konterrevolution im Land. Der Streikversuch der Eisenbahner, der Ausbruch der Konterrevolution in Transdanubien – vereinzelte Zeichen zunächst, doch es sind Symptome, die zeigen, daß wir dem dialektischen Verlauf der Revolution nicht entgehen können, wir müssen mit dem Widerstand, dem Klassenkampf der kapitalistischen Klassen und der kleinbürgerlichen Philister, der kleinbürgerlichen Elemente gegen die Diktatur des Proletariats rechnen.“117 In der selben Rede legte er die drei Hauptprobleme der damaligen politischen Lage dar: „revolutionärer Krieg, Kampf gegen die Konterrevolution und Kampf mit der Not“118 Der Gesamtungarische Rätekongress trat vom 14. bis zum 24. Juni 1919 zusammen und beschloss eine Verfassung für Räteungarn119. Auf diesem Rätekongress sprach auch Tibor Szamuely. Er betonte noch einmal, wie wichtig der Kampf gegen die Konterrevolution ist: „Als das Proletariat Ungarns den Weg der Revolution und der Diktatur des Proletariats betrat, war sich jeder darüber klar, daß dieser Schritt, diese Entscheidung Kampf bedeutet, Kampf gegen alle inneren und äußeren Feinde des Landes; jeder mußte sich darüber klar sein, daß die höchste und heiligste Pflicht und Aufgabe des revolutionären Proletariats darin besteht, bis aufs äußerste zu kämpfen und über alle seine Unterdrücker zu siegen. Wenn wir heute diesen Kampf einstellen oder auch nur unterbrechen wollten, würde das die Aufgabe des Kampfprinzips bedeuten; es würde bedeuten, daß wir den Kampf aufgeben, dessen Zeil die Befreiung aller Unterdrückten, aller Ausgebeuteten der Welt ist.“120 In diesen Tagen, am 21. Juni, sprach Béla Kun währenddessen auf dem Kongress der Jungarbeiter. Neben einer Andacht an den ermordeten Karl Liebknecht, der der proletarischen Jugendbewegung große Bedeutung beimaß, kam Kun auf dies zu sprechen: „Wir haben hier das alte kapitalistische System, die Ausbeutung niedergerissen und schaffen die Vorbedingungen für den Sozialismus als die erste Stufe des Kommunismus. Wir schreiten auf dem Weg voran, der dahin führt, wo es keine Unterdrückten und Unterdrücker, keine Ausbeuter und Ausgebeuteten mehr geben, wo die Losung der Jungarbeiter in Erfüllung gehen wird.“121 Er schloss mit den Worten: „Kämpft dafür, daß ihr niemals, niemals wieder ausgebeutete Proletarier werdet!“122 Kaum ging der Rätekongress am 24. Juni zu Ende, da erhob sich noch an diesem Tag die Konterrevolution in der Region um Budapest, aber sie wurde ziemlich rasch niedergeschlagen, jedoch wurden die rechtssozialdemokratischen Drahtzieher hinter diesem Aufstand nicht zur Rechenschaft gezogen123. Am 6. Juli hielt Béla Kun eine Rede vor Soldaten der Engels-Kaserne. In dieser Rede ging es wieder einmal um die Bedeutung der Diktatur des Proletariats und dessen Durchsetzung. Er sagte unter anderem: „Genossen, die Diktatur des Proletariats war nötig, damit die Arbeiterklasse die Möglichkeit erhielt, ihre eigene Gesellschaftsordnung aufzubauen, die sozialistische Gesellschaftsordnung als erste Stufe des Kommunismus. Sozialistische Gesellschaftsordnung heißt, daß jeder nach seinen Fähigkeiten arbeiten und nach seiner Arbeit entsprechenden Anteil an den gemeinsam produzierten Gütern erhalten soll. […] Der Aufbau einer neuen Gesellschaft ist aber nicht leicht und vollzieht sich nicht ohne jeden Widerstand. Man stößt auf den Widerstand derer, die selbst Ausbeuter gewesen sind, und zum Teil auch auf den Widerstand derer, die als Mittel zur Ausbeutung verwendet wurden. Keine Mutter bringt ein Kind in drei Monaten auf die Welt. Wie könnte man in drei Monaten eine so gewaltige Weltordnung neu schaffen? Auch ein Kind wird unter Schmerzen geboren, wie könnte man eine neue Gesellschaftsordnung schmerzlos zur Welt bringen. Einem Widerstand begegnen wir bei denen, die früher von der Arbeit anderer lebten. Der Kampf muß weitergehen, genau wie früher die Streikbewegung. Der Unterschied besteht nur darin, daß jetzt die Besitzlosen alle Mittel der Gewalt in den Händen halten. Auch früher gab es in unseren Reihen Streikbrecher oder Kleinmütige, die den Klassenkampf des Proletariats hemmten. Auch dann hatte die Bourgeoisie die natürliche Gewohnheit, die in die Irre gegangenen Angehörigen des Proletariats zu ihrem Vorteil auszunützen. Heute, Genossen, stehen wir vor einem umfassenden und höchst bedeutsamen Klassenkampf. Es gibt Streikbrecher, und es wird solche geben, aber wir werden sie so wie früher aus unseren Reihen verjagen.“124 Letzterer Satz wurde nur sehr inkonsequent umgesetzt, wenn man anschaut, dass man die rechten Sozialdemokraten eben nicht aus den eigenen Reihen säuberte, sondern sie mehr oder weniger gewähren ließ. Man bekämpfte sie nur, wenn sie offen auftraten, aber führte keinen tiefgehenden Kampf, der „hinter die Kulissen“ ging. Diese trat Mitte Juli 1919 nochmals in Erscheinung, sowohl als Konterrevolution an sich, als auch „indirekter“ als Korruption. Zu Letzterer sagte Tibor Szamuely in einer Rede: „Es wird wohl nötig sein, mit dem Kampf gegen die Konterrevolution zugleich auch den Kampf gegen die Korruption aufzunehmen.“125 Der Hintergrund war, dass sich einige hohe Funktionäre ihre Posten missbrauchten, um sich zu bereichern. Ihnen lag nichts an der Diktatur des Proletariats, sondern am eigenen Säckel, es waren Karrieristen. Über die Konterrevolution war sich Szamuely bewusst, dass es nicht gut war, dass die Konterrevolution so spät auftrat, da sie damit Zeit bekam sich im Untergrund zu organisieren. Er sagte: „In Rußland begann sofort nach dem Ausbruch der Revolution der offene Kampf gegen die Konterrevolution. Bei uns hat sich die Bourgeoisie in den ersten Tagen der Diktatur des Proletariats feige verkrochen und beginnt erst jetzt, immer offener gegen die Diktatur des Proletariats zu arbeiten. Rußland war zweifellos in einer günstigeren Lage, denn die Konterrevolution hatte offen gegen die Diktatur des Proletariats Stellung genommen, man konnte also offen den Kampf mit ihr aufnehmen.“126 Ihm war klar, was Mao 20 Jahre später einmal prägnant ausformulierte: Ich bin der Meinung, daß es für uns sei es für den einzelnen, für eine Partei, eine Armee oder eine Schule – schlecht ist, wenn der Feind nicht gegen uns Front macht, denn in diesem Fall würde es doch bedeuten, daß wir mit dem Feind unter einer Decke steckten. Wenn wir vom Feind bekämpft werden; dann ist das gut; denn es ist ein Beweis, daß wir zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich gezogen haben. Wenn uns der Feind energisch entgegentritt, uns in den schwärzesten Farben malt und gar nichts bei uns gelten läßt, dann ist das noch besser; denn es zeugt davon, daß wir nicht nur zwischen uns und dem Feind eine klare Trennungslinie gezogen haben, sondern daß unsere Arbeit auch glänzende Erfolge gezeitigt hat.“127 Die rechten Sozialdemokraten machten lange Zeit nicht offen Front gegen die Kommunisten, weil sie bereits Posten innehielten und sich langsam, aber beharrlich ausbreiteten und vorbereiteten. Sie traten erst offen auf, als sie sich sicher waren, gefestigt genug zu sein, dass man sie nicht mehr ohne weiteres hätte rauswerfen können. So kam es auch. Man machte in so weit „gemeinsame Sache“ mit ihnen, als dass man sie nicht bekämpfte, sondern gewähren ließ. Das rächte sich gegen Ende der Räterepublik immer mehr und zwar auf allen Gebieten von Staat und Partei.

Das Ende Räteungarns wurde Ende Juli 1919 besiegelt, als man am 20. Juli zum Angriff überging um die Gebiete, die die Entente nach der Annahme der Clemenceau-Note ihnen versprach, aber Rumänien nicht zur Übergabe bereit war128. Noch am 30. Juli, also kurz vor der Zerschlagung der Räterepublik, führte Béla Kun noch eine Fahnenweihe bei einem Regiment der Ungarischen Roten Armee durch. In seiner Ansprache sagte er: „Das ist kein Bruderkrieg, das ist ein echter unerbittlicher Klassenkampf, in dem der Ausgebeutete gegen den Ausbeuter kämpft.“129 Das mochte stimmen, aber statt der notwendigen Atempause, wie sie die Sowjetunion mit Brest-Litowsk hatte, verwickelte man sich in einen weiteren Krieg, welcher zusätzlich noch erschwert wurde durch Sabotageakte der konterrevolutionären rechten Sozialdemokraten. Diese gründeten dann die sogenannte „Gewerkschaftsregierung“130. Diese taten, was Kun in einer Rede im Mai 1919 schon sagte: „Wer zurückkehren will, kann nur zu der Bourgeoisdiktatur zurückkehren, wer zurückkehren will, will nichts anderes als die Arbeiterklasse ohne Kampf der bourgeoisen Willkür ausliefern.“131 Genau das tat die „Gewerkschaftsregierung“.

Die Niederschlagung – Errichtung des Horthy-Faschismus

Unser Kampf gilt stets der Hölle Ungarns.

Alle Hoffnung ist darauf begründet,

und wir hämmern nur an ihre Tore,

Leib und Seele hat der Kampf entzündet:

Siegen oder sterben – unser Schicksal.“132 – Endre Ady

Nach der Zerschlagung Räteungarns kam erst eine sozialdemokratische Regierung, die sogenannte „Gewerkschaftsregierung“, an die Macht, welche den Kapitalismus restaurierte, indem sie alle Beschlüsse der Räterepublik für nichtig erklärte und anfing dessen Führer zu verfolgen. Diese bestand nicht einmal eine Woche lang, wurde am 6. August 1919 bereits von den Horthy-Faschisten, mit massiver Unterstützung der rumänischen Truppen, gestürzt. Das Horthy-Regime entfaltete einen faschistischen Terror gegen alles revolutionäre, Kommunisten und linke Sozialdemokraten hauptsächlich, so beispielsweise in den Massakern von Siófok und Orgovány 1919/20. Es begann das „Vierteljahrhundert faschistische Hölle“133, wie József Révai das Horthy-Regime bezeichnet. Der Horthy-Faschismus wurde aktiv unterstützt von den rechten Führern der Sozialdemokratischen Partei Ungarns134, also von den Sozialfaschisten. Und die Horthy-Faschisten verteidigten die Sozialfaschisten gegen ihre Kritiker, so beispielsweise, als Mátyás Rákosi vor Gericht den Klassenverrat der MSZDP offenbarte und der Gerichtspräsident ihn dazu aufforderte, dies nicht zu tun. Rákosi erwiderte: „Wie die Sozialdemokratie die Gesellschaft von heute rettet, so verteidigt die bestehende Ordnung die Sozialdemokratie.“135 Kurt Gossweiler schrieb über den Auftrag des Horthy-Faschismus: „Das Hauptmotiv für die Errichtung und dauernde Beibehaltung der Horthy-Diktatur war und blieb die Niederhaltung der Arbeiterklasse, blieb die Absicht zu verhindern, daß die Kommunistische Partei jemals wieder zu einer Kraft heranwachsen könnte, fähig, die Massen in den Kampf für eine Arbeiter-und-Bauern-Republik zu führen.“136 Dies war der Auftrag, wie bei jedem faschistischen Regime: Die Niederhaltung der Arbeiterklasse. Das mochte temporär gelingen, aber keineswegs auf ewig. Im Dezember 1924 kam Mátyás Rákosi zurück nach Ungarn, um die Kommunistische Partei im Untergrund wiederaufzubauen. László Réti beschrieb die Lage in Ungarn unter Horthy so: „Die die Konterrevolution unterstützende Kirche, die überfüllten Zuchthäuser, polizeiliche Brachialgewalt und Rechtssozialdemokratie gaben dem System den Schein von Festigkeit und Dauerhaftigkeit. Unter der Asche aber war die Glut nicht erloschen. Die Arbeiterschaft wurde immer unzufriedener, und wenn auch das Geheimabkommen zwischen der Regierung und der Sozialdemokratischen Partei – der berüchtigte Pakt – noch nicht in die Öffentlichkeit gelangt war, so nahm doch das Mißtrauen der Massen gegen die Bourgeoisie dienenden Peyer- und Vanczák-Leute stetig zu. Eine konsequente revolutionäre Führung war notwendig, um die instinktive Unzufriedenheit auf den richtigen Weg zu führen und zu organisieren. Die Kommunistische Partei war jedoch infolge des ungeheuren Blutverlustes, den sie nach dem Sturz der Räterepublik erlitten hatte, und der blutigen Verfolgung, der ihre illegale Bewegung ausgesetzt war, noch nicht zu sich gekommen und konnte noch nicht zu einem Faktor von ausschlaggebender Stärke werden.“137 Schon im September 1925 wurde die Horthy-Polizei seiner habhaft, dennoch konnte er im Frühjahr die Partei konstituieren. Der Rákosi-Prozess, der sich die nächsten 15 Jahre hinzog, war ein Dauerbrenner für den antifaschistischen Kampf, so zum Beispiel die kommunistische Demonstration am 12. Januar 1935 vor der Budapester Telefonzentrale, welche die Freiheit Rákosis und die Diktatur des Proletariats forderte. Im Verlaufe des Rákosi-Prozesses gelangte die ungarische Arbeiterklasse zunehmends zu Bewusstsein, sodass dieser gewissermaßen als „Entwicklungsgeschichte“ der Kommunistischen Partei Ungarns zur Führerin der Massen sehen kann138. Auch während des Zweiten Weltkriegs leistete die MKP Widerstand gegen den Faschismus in Ungarn. So in Zusammenarbeit mit dem linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei, welche zu Weihnachten 1941 in der Népszava antifaschistische Propaganda verbreitete oder die antifaschistische Antikriegsdemonstration vom 15. März 1942 in Budapest139. Das Horthy-Regime bestand bis zum Oktober 1944, als Horthy durch einen Putsch der Pfeilkreuzler, unterstützt von Nazideutschland, durch Ferenc Szálasi ersetzt wurde. Der Hintergrund war, dass Miklós Horthy einen Separatfrieden mit den Alliierten anstrebte. Dieser Putsch änderte am Klasseninhalt Ungarns nichts, machte jedoch das faschistische Ungarn ein weiteres halbes Jahr, bis zur Befreiung durch die Sowjetarmee am 4. April 1945, zum Vasallen des Hitlerreiches. Nach der Befreiung begann man in Ungarn unter Führung der Kommunistischen Partei Ungarns und später unter der Partei der Werktätigen Ungarns (MDP) mit der volksdemokratischen Umwälzung und dem Aufbau des Sozialismus.

Nachbetrachtungen

Was sind die Lehren, die man aus der Räterepublik Ungarn ziehen kann?

Diese sind wohl:

1. Man kann keine marxistisch-leninistische Avantgardepartei schaffen, wenn sich diese mit Opportunisten vereinigt. Vereinigt man sich mit vormaligen Reformisten, so muss man sicherstellen, dass diese sich zuvor von den Opportunisten abgespalten haben. Betreibt man dennoch „Einheit ohne Klarheit“, so wird man in den eigenen Reihen konterrevolutionäre Elemente haben, welche darauf hinarbeiten, die Partei und die Staatsmacht in ihre Hände zu kriegen.

2. Den Klassenkampf „mildern“ bedeutet praktisch diesen einzustellen. Gibt man der Bourgeoisie und ihren Lakaien Raum, so werden sie das ausnutzen um die Konterrevolution zu organisieren. Es verhält sich dabei, wie Mao Tsetung einmal sagte: „Für alles Reaktionäre gilt, daß es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt. Es ist die gleiche Regel wie beim Bodenkehren – wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden.“140 Durch den Klassenantagonismus zwischen Proletariat und Bourgeoisie ist jedes bisschen Klassenfreiheit der einen Klasse die Unfreiheit der jeweils anderen Klasse auf einem gewissen Gebiet.

3. Kein Vertrauen in die arbeitende Bauernschaft, sodass man ihnen kein Land geben möchte nach der Enteignung des Großgrundbesitzes, führt dazu, dass das Klassenbündnis mit ihnen gestört, wenn nicht gar zerstört wird. So macht man den nichtantagonistischen Widerspruch zwischen Proletariat und werktätigen Bauern durch falsche Behandlung künstlich zu einem antagonistischen und verliert somit eine Reservekraft der Revolution.

4. Man muss einen Sachverhalt klar untersuchen. Es ist dabei egal, ob es sich um die Erforschung im naturwissenschaftlichen Bereich handelt oder in der Gesellschaft, wie zum Beispiel die Jagd nach Konterrevolutionären oder die Untersuchung von ökonomischen Problemen. Arbeitet man nicht fein-säuberlich, dann werden die Ergebnisse unscharf, wenn nicht gar unbrauchbar. Macht man nur eine oberflächliche Stippvisite am Ort des Geschehens, dann kann man nicht den Anspruch erheben sich gründlich umgeschaut zu haben. Betreibt man wenig Nachforschungen und lässt sich von seinen subjektiven Wünschen leiten, statt diese mit der Realität abzugleichen und zu synchronisieren, dann wird man unbrauchbaren Stuß zu Papier bringen und in der Rückführung zur Praxis Schiffbruch erleiden.

5. Wie oft hatte die Bourgeoisie schon ihren „Endsieg über den Sozialismus“ verkündet? 1871 tat sie es, als die Pariser Kommune gestürzt wurde, 1919 tat sie es, als sie die westeuropäischen Revolutionen niederschlug und viele weitere Male mehr, bis hin zu 1989/90. Dennoch ging und geht der Klassenkampf weiter. Die Bourgeoisie kann zwar Schlachten gewinnen gegen die Weltrevolution, aber den Krieg der Klassen, den wird sie letzten Endes verlieren. Nach der Restauration der Kapitalismus wirken wieder die Widersprüche, die früher oder später die Werktätigen dazu drängt entweder im Elend zu sterben oder eine Revolution durchzuführen, um im Sozialismus zu leben. Siegt also die Konterrevolution, so nur für eine relativ kurze Zeit. Es ist, wie Béla Kun sagte: […] wenn Sowjetungarn auch heute besiegt wird, wird die Diktatur des Proletariats wiederkommen, weil nur über sie der Weg zum Sozialismus, zum Kommunismus führen kann.“141 Das letztendlich in allen Ländern der Fall.

Diese Lehren sollte man sich wohl im Kopf behalten von diesem Beispiel aus der Geschichte des proletarischen Klassenkampfes.

1„Wir rennen in die Revolution“ (1912) In: Endre Ady „Gedichte“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 119.

2László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 7/8.

3Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 195.

4„Die innere Front im Werden“ (24. April 1918) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 68.

5László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 12.

6„Ich sende euch die Bundeslade“ In: Endre Ady „Gedichte“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 79.

7Siehe dazu u.a.: „Der Bolschewismus marschiert“ (29. März 1919) In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 127.

8„Die Vernehmung Mátyás Rákosis“ (12. Juli 1926) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 56.

9Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: Ebenda, S. 210.

10„Entweder – Oder!“ (22. Mai 1918) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 84.

11„Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 202.

12„Was hat sich in Ungarn ereignet?“ (Dezember 1918) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 162.

13Siehe: Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Ebenda, S. 28.

14„An den Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Ungarns“ (2. Januar 1919) In: Karl Liebknecht „Gesammelte Reden und Schriften“, Bd. IX, Dietz Verlag, Berlin 1971, S. 706.

15Vgl. „Liebknecht“ (28. Januar 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 175.

16Siehe dazu: „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 203/204.

17Vgl. „Brief an W. I. Lenin“ (5. Januar 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 7.

18Vgl. Ebenda, S. 8.

19Siehe: Ebenda, S. 7.

20Siehe dazu: „Proletarier, bewaffnet euch!“ (6. Februar 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 180.

21Vgl. Ebenda, S. 179.

22„Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 208.

23Vgl. Ebenda.

24Siehe: „Brief an Ignác Bogár“ (11. März 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 11 ff.

25Siehe: Ebenda, S. 16.

26Ebenda, S. 17.

27Zit. in: Eintrag vom 7. November 1937 In: Georgi Dimitroff „Tagebücher 1933 – 1943“, Aufbau-Verlag, Berlin 2000, S. 163.

28Siehe: „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 210/211.

29„Auf Máté Csáks Boden“ In: Endre Ady „Gedichte“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 65.

30„Mátyás Rákosi – ein konsequenter Kämpfer für die große Idee Lenins und Stalins“ (Dezember 1951) In: Wilhelm Pieck „Reden und Aufsätze“, Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 304.

31Vgl. „Die Vernehmung Mátyás Rákosis“ (21. Januar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 156/157.

32„Die politische Lage und die Aufgaben der Partei“ (27. Juni 1957) In: János Kádár „Eine starke Volksmacht bedeutet ein unabhängiges Ungarn“, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 63.

33„Szentes“ (20. März 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 195.

34„Rumänischer Imperialismus – ungarischer Imperialismus“ (20. März 1919) In: Ebenda, S. 193.

35Vgl. „Referat über die Außenpolitik der Räterepublik“ (19. Juni 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 107.

36László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 27.

37„Gruß an die russische Sowjetregierung“ (22. März 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 19.

38Siehe: „Funkspruch W. I. Lenins zur Begrüßung der Regierung der Ungarischen Räterepublik“ (22. März 1919) In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 119.

39„Begrüßungstelegramm des VIII. Parteitages der Kommunistischen Partei Rußlands (Bolschewiki) an die Regierung der Ungarischen Räterepublik in Budapest“ (22. März 1922) In: Ebenda, S. 120.

40Vgl. „Niederschrift eines Funkspruchs W. I. Lenins an Béla Kun in Budapest“ (23. März 1919) In: Ebenda, S. 121.

41„Ungarn ist die zweite Sowjetrepublik“ (23. März 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 20.

42„Brief an Ignác Bogár“ (11. März 1919) In: Ebenda, S. 10.

43Siehe: László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 27.

44„Die Vernehmung Mátyás Rákosis“ (14. November 1925) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 35.

45Vgl. Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 31.

46Ebenda, S. 35.

47Siehe: Ebenda, S. 54.

48Siehe: „Bemerkungen zu einigen Fragen unserer Literatur“ (1950) In: József Révai „Literarische Studien“, Dietz Verlag, Berlin 1956, S. 236 ff.

49Siehe: „Grundfragen der Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ (30. Januar 1957) In: Walter Ulbricht „Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, Bd. VI, Dietz Verlag, Berlin 1962, S. 306.

50Siehe: László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 17.

51Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 216.

52Siehe: Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 56.

53Siehe: „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 216/217.

54Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 53.

55„Ungarn ist die zweite Sowjetrepublik“ (23. März 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 21.

56Siehe: „Aufruf an die aus der russischen Roten Armee heimgekehrten proletarischen Kämpfer“ (23. März 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 196 f.

57Siehe: „An die russischen Soldaten des Internationalen Bataillons“ (30. März 1919) In: Ebenda, S. 198.

58„Bruch mit der alten Gesellschaftsordnung“ (3. April 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 28/29.

59„Béla Kuns Antwort an den Berliner Arbeiter- und Soldatenrat“ (28. März 1919) In: Ebenda, S. 22/23.

60Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 216.

61„Die Arbeiter haben schon eine Heimat“ (3. April 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 26.

62„Rede auf der Volksversammlung in Györ“ (20. April 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 211/212.

63„Diskussionsrede auf dem Landeskongreß der Räte“ (19. Juni 1919) In: Ebenda, S. 236/237.

64Siehe: „Brief an W. I. Lenin“ (5. Januar 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 7.

65„Lied eines ungarischen Jakobiners“ In: Endre Ady „Gedichte“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 56.

66„Aufruf an die aus der russischen Roten Armee heimgekehrten proletarischen Kämpfer“ (23. März 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 196.

67Siehe: „Die Arbeiter haben schon eine Heimat“ (3. April 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 26.

68„Gruß an die russische Sowjetregierung“ (23. März 1919) In: Ebenda, S. 19.

69Vgl. „Genosse Kun über unser Verhältnis zum Ausland“ (3. April 1919) In: Ebenda, S. 27.

70Vgl. Ebenda.

71Vgl. Ebenda.

72„Béla Kuns Begrüßung an die Bayerische Sowjetregierung“ (9. April 1919) In: Ebenda, S. 39/40.

73„Über die Außenpolitik der Räterepublik“ (5. April 1919) In: Ebenda, S. 36.

74Siehe: Ebenda, S. 36/37.

75Ebenda, S. 36.

76„An Béla Kun“ (18. Juni 1919) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 36, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 502.

77„Antworttelegramm an Lenin über die Annahme der Entente-Note“ (18. Juni 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 125.

78Vgl. „Brief an W. I. Lenin“ (22. April 1919) In: Ebenda, S. 45.

79Ebenda.

80Vgl. Ebenda, S. 46.

81Ebenda.

82„Telegramm an Béla Kun“ (13. Mai 1919) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 36, Dietz Verlag, Berlin 1964, S. 499.

83Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 35.

84Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 218.

85László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 26.

86Vgl. „Rede auf der Sitzung der Sitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates“ (2. Mai 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 49.

87Ebenda, S. 51.

88Ebenda, S. 53.

89„Von den Arbeiterregimentern“ (11. Mai 1919) In: Ebenda, S. 55.

90„Kraft und Einheit“ (23. Mai 1919) In: Ebenda, S. 57.

91Siehe: „Rede auf der Volksversammlung in Györ“ (20. April 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 209 und 211.

92„Eine neue Armee“ (25. Januar 1919) In: Ebenda, S. 170.

93„Rede auf der Volksversammlung in Györ“ (20. April 1919) In: Ebenda, S. 210.

94Ebenda, S. 211.

95Ebenda.

96Ebenda, S. 215.

97Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 218/219 und 229.

98Vgl. Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 37.

99Siehe: „Rede in der Sitzung der 500er Kommission des Zentralen Arbeiter- und Soldatenrates“ (31. Mai 1919) In: Ebenda, S. 218 ff.

100 Ebenda, S. 223.

101 „Gruß an die ungarischen Arbeiter“ (27. Mai 1919) In: W. I. Lenin „Ausgewählte Werke in sechs Bänden“, Bd. V, Dietz Verlag, Berlin 1973, S. 131.

102 „Alarm“ (31. Juli 1918) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 99.

103 Siehe: „Einige Probleme der Volksdemokratie“ (16. Januar 1949) In: Mátyás Rákosi „Wir bauen ein neues Land“, Dietz Verlag, Berlin 1952, S. 63.

104 Vgl. Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 46.

105 Zit. nach: Ebenda.

106 „Aus den Erfahrungen des Klassenkampfes in Ungarn“ (Februar 1959) In: János Kádár „Eine starke Volksmacht bedeutet ein unabhängiges Ungarn“, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 196.

107 „Diskussion des Parteiprogramms auf dem Landesparteitag – Referat“ (12. und 13. Juni 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 85.

108 „Béla Kuns Begrüßung an die Bayerische Sowjetregierung“ (9. April 1919) In: Ebenda, S. 40.

109 „Brief an W. I. Lenin“ (22. April 1919) In: Ebenda, S. 46.

110 „Rede auf der Sitzung der Sitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates“ (2. Mai 1919) In: Ebenda, S. 54.

111 „Rede in der Festsitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates im Stadttheater“ (7. Juni 1919) In: Ebenda, S. 76.

112 „Rede Mátyás Rákosis in der Landesversammlung der Ungarländischen Partei der Sozialistisch-Kommunistischen Arbeiter“ (13. Juni 1919) zit. nach: „Die Rede Mátyás Rákosis“ (27. Juni – 1. Juli 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 268/269.

113 Siehe: „Rede auf dem Parteitag“ (14. Juni 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 226 ff.

114 „Rede auf der Sitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates“ (24. Mai 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 64/65.

115 „Einige Erfahrungen aus der Geschichte unserer Partei“ (25. September 1956) In: Mao Tsetung „Ausgewählte Werke“, Bd. V, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1978, S. 368.

116 Vgl. „Die Rede Mátyás Rákosis“ (7. und 8. Februar 1935) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 224 und Béla Kun „Erinnerungen an Tibor Szamuely“ (20. Januar 1932) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 39.

117 „Rede in der Festsitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates im Stadttheater“ (7. Juni 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 68.

118 Ebenda, S. 69.

119 Vgl. László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 29.

120 „Diskussionsrede auf dem Landeskongreß der Räte“ (19. Juni 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 230.

121 „Rede auf dem Kongress der Jungarbeiter“ (21. Juni 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 123.

122 Ebenda, S. 124.

123 Vgl. László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 29.

124 „Revolution und Konterrevolution“ (6. Juli 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 126/127.

125 „Reden in der Sitzung des Arbeiter- und Soldatenrates des IV. Budapester Bezirks“ (14. Juli 1919) In: Tibor Szamuely „Alarm“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 239.

126 Ebenda, S. 240.

127 „Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht“ (26. Mai 1939) In: Mao Tse-tung „Band V“, Verlag Arbeiterkampf, Hamburg 1977, S. 14.

128 Vgl. László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 30.

129 „Fahnenweihe beim 31er Regiment“ (30. Juli 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 129.

130 Vgl. László Réti „Der Einfluß der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf die ungarischen Werktätigen und der Kampf um die Ungarische Räterepublik“ In: „Die Ungarische Räterepublik im Jahre 1919 und ihr Widerhall in Deutschland“, Dietz Verlag, Berlin 1959, S. 30/31.

131 „Rede auf der Sitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates“ (24. Mai 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 62.

132„Unser vernachlässigtes, blutiges Herz“ In: Endre Ady „Gedichte“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 139.

133„Zum dreißigsten Todestag Endre Adys“ (1949) In: József Révai „Literarische Studien“, Dietz Verlag, Berlin 1956, S. 228.

134Siehe: „Die Einheit der Arbeiterklasse – Unterpfand des Sieges“ (12. Juni 1958) In: János Kádár „Eine starke Volksmacht bedeutet ein unabhängiges Ungarn“, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 166.

135„Die Vernehmung Mátyás Rákosis“ (12. Juli 1926) In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 56.

136„Über Ursprünge und Spielarten des Faschismus“ (1980) In: Kurt Gossweiler „Aufsätze zum Faschismus“, Akademie-Verlag, Berlin 1988, S. 602.

137László Réti „Vorwort“ In: „Der Rákosi-Prozeß“, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 7.

138Vgl. József Révai „Nachwort“ In: Ebenda, S. 316.

139Vgl. „Die Einheit der Arbeiterklasse – Unterpfand des Sieges“ (12. Juni 1958) In: János Kádár „Eine starke Volksmacht bedeutet ein unabhängiges Ungarn“, Dietz Verlag, Berlin 1961, S. 163.

140 „Die Lage nach dem Sieg im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression und unser Kurs“ (13. August 1945) In: Mao Tse-tung „Ausgewählte Werke“, Bd. IV, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1969, S. 17.

141 „Rede auf der Sitzung der Sitzung des Budapester Zentralen Revolutionären Arbeiter- und Soldatenrates“ (2. Mai 1919) In: Béla Kun „Brüder zur Sonne zur Freiheit“, Corvina Verlag, Budapest 1977, S. 50/51.

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