Gerd Hommel zum 75. Jahrestag der Zerstörung Dresdens
Wir veröffentlichen hier den Vortrag von Gerd Hommel am 13. Februar 2020 am Obelisk der Fédération Internationale des Résistants (Ehrenhain, Heidefriedhof Dresden). Anlass war der 75. Jahrestag der Zerstörung Dresdens.
Liebe Freunde,
Kameraden,
Genossinnen und Genossen,
Unser Gedenken gilt insbesondere den
Kämpfern gegen und den Opfern des Faschismus,
sowie den Aktivisten der ersten Stunde beim Aufbau einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung in unserer Stadt.
Es tobt seit 1945 der Streit um die Zahl der Toten des Inferno Dresden.
Der Göbbels-Bericht verbreitete sechsstellige Zahlen und setzte die Eckpunkte für einen
Opfermythos.
Unmittelbar nach dem Sieg der Sowjetarmee über die faschistische deutsche Wehrmacht ging man in Dresden von 33 000 bis 35 000 Toten aus; betonend: Niemand kennt die wirkliche Zahl – dokumentiert auch an der Sandsteinmauer auf dem Heidefriedhof mit der Inschrift des Dresdner Schriftstellers Max Zimmering..
Im Vordergrund stand die Bergung der Toten, die Versorgung der Verwundeten, die Beräumung der Straßen von Trümmern, die Wiederherstellung der Lebensgrundlagen, wie
Wasser, Energie, Nahrung, ein Dach über dem Kopf …
Meine eigene Erinnerung: selbst für die Trauer war wenig Zeit und Raum.
Daran ändert auch die im Abschlussbericht von der berufenen Historikerkommission 2010 genannte Zahl 25 000 nichts!
Das Zahlenspiel hat den von den Nazis begonnenen Opfermythos weiter gepflegt.
Tatsache bleibt, dass der opferreiche Kampf gegen Krieg und Faschismus des anti-faschistischen Widerstandes von den Propagandalügen der neofaschistischen, der
rechtskonservativen und rechtsliberalen Kräfte, die mit dem imperialistischen Machtapparat liiert sind, bis heute weitestgehend ausgeblendet wird.
Tatsache bleibt, dass die Darstellung des Wiederaufbaus der Stadt und des Lebens in der
Stadt die Leistungen der Aktivisten der Ersten Stunde gering würdigte und würdigt; und wenn dann losgelöst von der politischen Dimension ihrer Leistung: Gestaltung solcher gesellschaftlicher Verhältnisse, die eine Wiederholung der faschistischen Verbrechen unmöglich machen.
Im Gegenteil: die antifaschistisch – demokratische Ordnung wird weiterhin verzerrt als
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SED-Diktatur und als UNRECHTSSYSTEM verleumdet. Da wird den Neofaschisten im Kampf gegen LINKS oder ROT der Teppich ausgerollt.
Wir sind heute Zeuge, dass an der Sandsteinwand, dem Aschegrab der verbrannten Toten des 13./14. Februar 45 die Namen identifizierter Toter verlesen werden – mit der Begründung: den Toten ihren Namen wiedergeben. Da wird es nur Tote als Opfer geben; ob Antifaschist, Deserteur, Kriegsflüchtling, Kind, Wehrmachtsoffizier, SS – Mörder.
Die Stadt hat die Veranstaltung nicht als „öffentlich“ zugelassen. Sie soll als „privates Gedenken“ für geladene Gäste des Vereins „Denk mal fort“ stattfinden. Doch sie findet statt und kann / wird den Beifall der Neofaschisten und Nationalisten und weiterer Nihilisten der historischen Wahrheit finden.
Es ist heute nicht Zeit, auf alle die noch immer fortlebenden Lügen über die Gründe, Ursachen, die Ziele der Zerstörung Dresdens mit dem anglo-amerikanischen Flächen-bombardement detailliert einzugehen.
Doch eine Lüge will ich noch benennen: die bis heute wiederholte Behauptung vom „Alliierten Luftangriff“, die die Mitwirkung der Sowjetarmee an der Verwüstung Dresdens unterstellt. Der Oberbefehlshaber der 1. Ukrainischen Front, Marshall der Sowjetunion Konjew antwortete am 1. Juli 1965 auf eine schriftliche Anfrage des Dresdner Oberbürgermeisters Walter Weidauer nach den historischen Gegebenheiten. Ich zitiere: „Ich war zu dieser Zeit Oberkommandierender der 1. Ukrainischen Front, die am weitesten in Richtung Dresden vorgerückt war. Ich kann mit aller Verantwortung erklären, dass die Bombardierung und Zerstörung Dresdens im Februar 1945 keinerlei Beziehung zu den Aktionen der sowjetischen Truppen hatte. Die barbarische Zerstörung der Stadt bedeutete keinerlei Unterstützung für unsere Truppen auch in der späteren Zeit, als wir unmittelbar an den Stadtrand Dresdens vorrückten; denn Dresden war keine Festung und in ihm gab es keine besonders wichtigen militärischen Objekte oder irgendwie bedeutende faschistische Truppen. Die Stadt war zu dieser Zeit mit Flüchtlingen überfüllt. Dresden hatte folglich nicht die militärische, politische und ökonomische Bedeutung, die seine Zerstörung erfordert hätte.“
In den Memoiren Winston Churchills und Dokumentationen weiterer westlicher Militärs, eingeschlossen des Marshall der Royal Air Force Arthur Harris, ist inzwischen der angeordnete und planmäßig vorbereitete und ausgeführte größte „Donnerschlag“ der anglo-amerikanischen Luftstreitkräfte beschrieben; auch dass er sich gegen die Sowjetunion richtete und die erste handfeste Aktion des „Kalten Krieges“ der Westalliierten bereits im heißen Krieg gegen die Wehrmacht wurde. Auf der Winston Churchills am 27. Januar 1945 vorgelegten Liste der geplanten Terrorangriffe der anglo-amerikanischen Militärs standen weitere 11 Städte – alle im Territorium, das als sowjetisch besetzte Zone nach dem Sieg infrage kam (Gegenstand der Konferenz in Jalta, 3. – 11. Februar 1945).
Ich empfehle Jedem, der an der historischen Wahrheit interessiert ist, das Buch „INFERNO DRESDEN – über Lügen und Legenden um die Aktion ´Donnerschlag´“
von Walter Weidauer, Oberbürgermeister Dresdens 1946 – 1958.
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Für mich bleibt der anglo-amerikanische Luftangriff auf Dresden ein bis heute nicht geahndetes Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg.
1.Das Flächenbombardement als Luftkriegsterror wurde von der faschistischen Legion Condor in Spanien bei der Niederschlagung der Spanischen Republik erprobt.
2.Das Flächenbombardement wurde folgend von der faschistischen Wehrmachtsführung gegen britische, französische, Holländische … Städte gegen die Zivilbevölkerung und Infrastruktur zur Auslösung massenhaften Elends eingesetzt.
3.Das Flächenbombardement wurde von den anglo-amerikanischen Militärs als Methode des Luftterrors ab 1944 übernommen und kommt bis heute durch die US – Militärs im Auftrage ihrer politischen Führungen zum Einsatz: zur Realisierung des Weltmachtanspruchs.
4.In der imperialistischen Kriegsplanung wurde der Luftterror mittels Flächenbombardement schließlich durch den Einsatz der Atombombe ergänzt. Die gegenwärtige Modernisierung der Atomwaffen zielt auf ihren Einsatz gegen die gesellschaftlich erstarkende Gegenmacht China / Russland ab. Das NATO – Manöver Europe DEFENDER 2020 unter US-amerikanischem Diktat ist als Kriegsvorbereitung angelegt.
Es schließt sich der Kreis meines heutigen und hiesigen Anliegens:
Die Kämpfer gegen Faschismus und Krieg sind von uns nicht vergessen wie auch nicht die Aktivisten der Ersten Stunde zum Aufbau eines friedlichen, antifaschistischen Deutschland.
Wir als Erben tragen Verantwortung für die Aufklärung über die historische Wahrheit.
Nehmen wir sie war:
Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg! Der Schwur von Buchenwald ist unser Credo.
Gerd Hommel, 13. Februar 2020