Gedanken zur ideologischen Theorie
Es fällt vielen Genossen schwer, ideologische Texte zu verfassen. Das Schwierigste scheint oftmals nicht einmal zu sein, dass das Kernthema nicht verstanden und ausreichend recherchiert worden ist, sondern das Hapern bei der Umsetzung.
Für diesen Zweck sollen hier „drei Soll“ an die Hand gegeben werden:
Man sollte sich nicht verhaspeln. Ein Grund dafür ist es, wenn man eine relativ simple und verständliche Erklärung pingelig kritisiert, weil sie noch präziser und korrekter sein könnte, obwohl sie ausreichend ist und ihren Zweck erfüllt. Wenn man für ein breites Publikum schreibt, für die werktätigen Massen ohne große Vorkenntnisse, sollte man die Erklärungen so simpel wie möglich halten. Man kann sich dabei an Ockhams Rasiermesser orientieren: Wenn verschiedene Erklärungswege zur Auswahl stehen, sollte man den einfachsten wählen. Der effektive Nutzen ist im Kern derselbe, auch wenn ausführlichere Erklärungswege sicherlich in anderen Situationen sinnvoller sein können, zum Beispiel, um Wissen tiefgründiger zu vermitteln.
Man sollte es weitgehend vermeiden, Hypothesen aufzustellen, die keinerlei Belege besitzen. Das wäre nämlich Wunschdenken. Natürlich kann man die Hypothese aufstellen, dass die Weltrevolution eines Tages auf der ganzen Welt gleichzeitig ausbrechen könnte, nur wird man für diese steile These keine Belege finden. Ein lateinisches Sprichwort besagt: „Was ohne Beweise behauptet wird, kann ohne die Erbringung eines Gegenbeweises verworfen werden.“ So werden solche Thesen von ihren Gegnern einfach verworfen und das zurecht.
Man sollte keine Angst davor haben, mit seiner Meinung „nicht opportun“ zu sein, solange man für diese Belege vorweisen kann. Es ist völlig egal, ob eine Mehrheit oder eine Minderheit einer Theorie anhängt, denn über Fakten kann nicht entschieden werden wie bei einer Volksabstimmung. Fakten sind in gewisser Hinsicht „Diktatoren“, da sie kraft ihrer Existenz das Spektrum möglicher richtiger Meinungen einschränken. Es wird stets Menschen geben, die sich als faktenresistent erweisen, aber man kann doch seine Arbeit nicht danach ausrichten, wie man in den Augen der rückständigsten Elemente gesehen wird.
Unter der Beachtung dieser drei Punkte werden inhaltlich klare, fundierte und streitbare Texte entstehen.