Die „Arbeiterselbstverwaltung“ – Ein profundes System?
Tito ideologisch „erledigen“ zu wollen ist so unnötig, als wolle man heute noch Gorbatschow „erledigen“ wollen – beide haben sich selbst erledigt, dazu bedarf es keiner Fremdeinwirkung. Es soll hier aus diesem Grund lediglich um Titos „Arbeiterselbstverwaltung“ gehen – dessen falsche ideologische Prämissen genauso wie dessen Auswirkungen. Dies ist vor allem zum Verständnis der Geschichte von Belang, da sich unter anderem die polnischen Revisionisten sich auf diese beriefen1. Aber auch in China bezogen sich Chen Yun2 und sogar Xi Jinping3 auf Tito-Jugoslawien als Vorbild für das kapitalistische China.
Schlimmer noch ist es, wenn Revisionisten dieses System in Deutschland implementiert sehen wollen. Der ehemalige Botschafter der DDR in Jugoslawien, Ralph Hartmann, schrieb 1999:
„Im Unterschied zu Jugoslawien fühlten sich die Arbeiter und Angestellten in den volkseigenen Betrieben der DDR nicht als Eigentümer, sie blieben vom Eigentum entfremdet wie eh und je, und schließlich war es ihnen ziemlich gleichgültig, ob sie, und so mußte es sich ihnen darstellen, für Dr. Mittag oder für Krupp arbeiteten. Daß es uns in 40 Jahren nicht gelungen war, wahre sozialistische Eigentumsbeziehungen herzustellen, daran ist der sozialistische Versuch gescheitert. Das ist die Ursache aller Ursachen, und die ungenügende wirtschaftliche Effizienz und selbst die großen Demokratiedefizite sind nur eine abgeleitete Folge dieses entscheidenden Versagens.
Bei der Suche nach einer neuen, besseren Sozialismuskonzeption, die immer noch in den Anfängen steckt, wird man nicht umhinkommen, den jugoslawischen Erfahrungen mit der Arbeiterselbstverwaltung, auch wenn sie unter den spezifischen Bedingungen dieses Landes und eigener Unvollkommenheit letztlich nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte, gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.“4
Auch aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit diesem Thema zu befassen, wenn auch solche Stimmen wie jene von Hartmann keine Mehrheit darstellen. Nun zum Inhalt.
Tito-Jugoslawien – Eine Diktatur des Proletariats?
Ein tiefergehendes Problem, welches sich ergibt, ist die Frage, ob man Tito-Jugoslawien zu irgendeinem Zeitpunkt als Diktatur des Proletariats bezeichnen kann.
Kardelj machte rückblickend über die Zeit des Partisanenkampfes Aussagen, die tiefgehende Fragen aufwerfen. 1977 schrieb er in einem Artikel über Sachverhalte, die aus proletarischer Sicht kaum Sinn ergeben. Kardelj erwähnte, dass es mittlerweile Leute gebe, die die Zusammenarbeit mit Bourgeoisie und reichen Bauern während des Partisanenkampfes kritisierten. Er erwähnte auch Kommandeure, die sich vor allem auf die wohlhabenden Bauern stützten5. Diese hätten auch „in manchen Fällen“ besser gekämpft als die armen Bauern, obwohl, wie Kardelj anmerkt, doch gerade sie ein Interesse am Partisanenkampf hätten haben müssen6.
Kardelj gibt offen zu, dass sich Opportunismus in den Reihen der KPJ breit gemacht habe7. Außerdem erwähnte er, dass das dazu führte, dass die Kommunisten mancherorts unter den Bemühen der „maximalen Einheit des Volkes“ niedergemetzelt worden seien8. Die KPJ betrieb also eine viel zu weit gefasste Bündnispolitik. Das spiegelte sich auch in diesem Aspekt wider, den Kardelj offen zugibt: „Wie ich bereits sagte, wollten wir keinen Klassenkampf führen und haben auch keine Klassenforderungen in größerem Maße hervorgehoben, als für die Mobilisierung der Arbeiterklasse und der anderen Volksmassen für den Aufstand unbedingt notwendig war.“9 Wenn schon während des Partisanenkampfes die Situation so war, dann erklären sich daraus auch einige Entwicklungen nach 1945. Tito selbst sagte rückblickend aus dem Jahre 1972: „Unser Kampf war so schwer, und wir sind nach dem Krieg vor den drastischen Maßnahmen gegen den Klassenfeind zurückgeschreckt. Als der Krieg aufhörte, haben auch wir aufgehört, schärfer abzurechnen.“10 Er gab also effektiv zu, dass man auch nach 1945 den Klassenkampf in Jugoslawien nicht geführt hat.
Die Kritik der KPdSU unter Stalin an der KPJ im Jahre 1948 ist weltbekannt. Im Brief vom 27. März 1948 schrieb das ZK der KPdSU:
„Die KPJ läßt sich von der opportunistischen, faulen Theorie der friedlichen Assimilierung der kapitalistischen Elemente durch den Sozialismus einschläfern, eine Theorie, die von Bernstein, Vollmar, Bucharin entlehnt ist.
Der Geist des Klassenkampfes ist in der KPJ nicht zu spüren. Die Entwicklung der kapitalistischen Elemente auf dem Lande und in den Städten ist in vollem Aufschwung begriffen.“11
Anbetracht dieser Aussagen von Kardelj über die Geschichte des Partisanenkampfes, ist diese Feststellung wenig verwunderlich. Am 4. Mai 1948 wiederholte das ZK der KPdSU diese Vorwürfe und verlängerte die vormals lakonischen Ausführen in Details:
„Es ist kein Zufall, dass die Führer der KPJ der Frage des Klassenkampfs und der Ausmerzung der kapitalistischen Elemente auf dem Lande ausweichen. Die Sache führt noch weiter: In den Reden der jugoslawischen Führer wird die Frage der Klassendifferenzierung auf dem Lande immer mit Stillschweigen übergangen. Man betrachtet die Bauern als ein Ganzes und mobilisiert nicht die Partei, um die Schwierigkeiten, die durch das Anwachsen der kapitalistischen Elemente auf dem Lande entstehen, zu überwinden.
Die politische Situation auf dem Lande rechtfertigt jedoch in Jugoslawien diese Ruhe und dieses Wohlwollen keineswegs. Im Hinblick darauf, dass in Jugoslawien keine Nationalisierung des Bodens durchgeführt wurde, dass Privatbesitz, Kauf und Verkauf von Grundstücken besteht, dass große Teile des Bodens in den Händen der Kulaken konzentriert sind, dass das System der Lohnarbeit herrscht, usw. – im Hinblick auf alle diese Tatsachen dürfte die Partei nicht in einem Geist der Befriedung des Klassenkampfes und der Milderung der Klassengegensätze erzogen werden, will man sie nicht gegenüber der Hauptschwierigkeiten, die der Verwirklichung des Sozialismus entgegenstehen, wehrlos machen. Auf diese Weise wird die KPJ durch die faule opportunistische Theorie des friedlichen Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus eingeschläfert, eine Theorie, die bei Bernstein, Vollmar und Bucharin entlehnt ist.“12
Tito lehnte im Juli 1948 auf dem V. Parteitag der KPJ den Vorwurf ab, dass die Titoisten keine Marxisten-Leninisten seien13. Wie sich aber zeigen sollte, stimmten diese Vorwürfe. Auf die genaueren Auswirkungen werde ich an späterer Stelle noch eingehen.
Ist es für eine Diktatur des Proletariats gewöhnlich, kapitalistische Politik zu betreiben? Nur, wenn man diesen Begriff völlig sinnentstellen und zum Synonym mit der Diktatur der Bourgeoisie machen möchte! Das sah man auch an der Unterdrückungspraxis des Tito-Regimes.
Tito war „Stalinisten“ gegenüber genauso „stalinistisch“ wie man es gewöhnlicherweise der Sowjetunion unter Stalin vorwirft. Titos Liberalismus war rein wirtschaftlich. Politisch kann man anhand dessen verstehen, wieso ihm von Seite der Kominform-Parteien vorgehalten worden ist, dass es sei bei Tito-Jugoslawien um ein faschistisches Regime handeln würde14. Die KP Chinas wiederholte 1963 diesen Vorwurf15. Jedenfalls basierte dieser Vorwurf darauf, dass Tito zwischen 1948 und 1952 200.000 Mitglieder der KPJ aus der Partei warf mit dem Vorwurf, Anhänger der Kominform zu sein, und mehr als 30.000 von ihnen einsperren ließ16. Die Umbenennung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens in Bund der Kommunisten Jugoslawiens im Jahre 1952 stellte somit keine bloße Namensänderung dar, sondern steht symbolisch auch für die Umwandlung der Partei in eine revisionistische.
Im September 1962 verkündete Kardelj: „Das Mittel der revolutionären Diktatur des Proletariats, das heißt, des sozialistischen Staatssystems, wird immer weniger notwendig.“17 In einer Weise, die er als Revisionist jedoch nicht meinte, hatte er recht: Die Diktatur des Proletariats kam nicht mehr zur Anwendung. Stattdessen wendete Jugoslawien die bürgerliche Diktatur an. „Solange die Klasse besteht, besteht auch der Staat als Waffe in den Händen der Klasse.“18, sagte Tito richtigerweise auf dem X. Parteitag des BdKJ, zumindest, wenn man diesen Ausspruch im allgemeinsten Sinn nimmt. Und von dieser Waffe machte Tito auch Gebrauch.
Noch Jahre nach den Repressionen der Bruchzeit wurden Marxisten-Leninisten in Jugoslawien repressiert. Am 12. September 1974 sagte Tito in einer Rede: „Damit ist ganz klar gesagt worden, daß sie völlig auf der Linie des Informbüros stehen. Denn nach ihrer Meinung sind wir vom Weg der marxistischen Ideologie abgegangen, also muß alles annulliert und eine neue Partei geschaffen werden, selbstverständlich eine stalinistische. Ich bin der Ansicht, daß man diese Leute zum Exempel verurteilen muß, so daß es jedem vergeht, so etwas erneut zu versuchen.“19 Es handelt sich dabei konkret um 30 Personen, die repressiert worden sind. Der „Spiegel“ berichtete davon, dass diese Partei in der montenegrinischen Stadt Bar gegründet worden sei20. Jedenfalls kann man daran ersehen, dass es marxistischen Widerstand gegen Tito gegeben hat und dass die Repressionen nicht aufhörten.
Letztendlich ist es sekundär, wann Tito-Jugoslawien zu einer bürgerlichen Diktatur entartet ist – ob dies von Anfang an der Fall gewesen ist aufgrund einer von Opportunismus geprägten Bündnispolitik oder erst nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach erfolgte – das Primäre ist, dass Jugoslawien spätestens ab 1948 eine bürgerliche Diktatur gewesen ist und der sozialistische Aufbau entsprechend abgebrochen wurde.
Tito und der XX. Parteitag der KPdSU
Am 26. Mai 1955 rehabilitierte Chruschtschow Tito bei einem Staatsbesuch in Jugoslawien de facto ohne einen entsprechenden Beschluss. Dieser revisionistische Akt nahm bereits teilweise vorweg, was noch kommen sollte: Der XX. Parteitag der KPdSU.
Am 20. Februar 1956 verfasste Tito an den XX. Parteitag der KPdSU ein Schreiben, in welchem er auf die Belgrader Deklaration vom Vorjahr positiven Bezug nahm21. Damit begann der BdKJ faktisch wieder die Rolle einer „Bruderpartei“ einzunehmen.
Tito lobte am 19. Juni 1956 in einer Rede in Moskau den XX. Parteitag der KPdSU dafür, dass er „verschiedene Wege zum Sozialismus“ anerkennen würde und bezog diese These auf Jugoslawien22. Man kann erkennen, dass Tito sofort verstand, dass der XX. Parteitag der KPdSU ideologische Zugeständnisse vor allem gegenüber seinen Revisionismus in Jugoslawien machte.
Der XX. Parteitag der KPdSU verdammte nicht bloß Stalin in Grund und Boden, sondern öffnete auch die Büchse der Pandora im Hinblick auf die Grundbedingungen des Sozialismus: Man gab die marxistischen Grundsätze des sozialistischen Aufbaus der Beliebigkeit preis. Deshalb begann Tito plötzlich wieder, sich auf Beschlüsse der KPdSU zu berufen.
Noch Jahre später, auf dem IX. Parteitag des BdKJ im März 1969, schöpfte Tito Legitimation für seinen revisionistischen Kurs aus dem XX. Parteitag der KPdSU, indem er wieder einmal die „verschiedenen Formen des Sozialismus“ anführte23.
Am Beispiel Tito-Jugoslawien wird somit anhand eines konkreten Beispiels deutlich, wie der XX. Parteitag der KPdSU nicht nur eine revisionistische Wende in der Innenpolitik bedeutete, sondern auch ein Kuckucksei in die Nester die kommunistischen Parteien der Welt legte. Diese De-facto-Rehabilitierung Titos durch die Sowjetrevisionisten stabilisierte letztendlich sein revisionistisches Regime mit und verschaffte seiner „Arbeiterselbstverwaltung“ eine unverdiente „Legitimation“ aus der Sicht der pro-sowjetrevisionistischen kommunistischen Parteien.
Der Personenkult um Tito
Es ist hinreichend bekannt, dass um Tito ein Personenkult betrieben worden ist, wie man ihn sonst nur von „stalinistischen“ Partei- und Staatsführern kennt. Auch dabei ersieht man, dass sich Tito-Jugoslawien hauptsächlich inhaltlich von den sozialistischen Staaten unterschied. In der Form änderte sich in Jugoslawien wenig. Das änderte sich auch nicht, als der BdKJ im April 1958 auf dem VII. Parteitag („Laibacher Parteitag“) ins Programm schreiben ließ, dass es sich beim Personenkult um einen „ideologischen Ausdruck der Bürokratie“ handele24.
Tito monierte im Oktober 1972 in Serbien, dass „fast jede Diskussion mit einem Treueschwur“ ihm gegenüber begonnen worden sei, was er nicht nötig habe, aber auch die These aufgeworfen worden sei, dass die „serbischen Kommunisten“ ihn nicht lieben würden. Das kränkte ihn25. Tito bekam diesen Kult und seine heuchlerischen Tücken also durchaus persönlich mit.
Einer der Kultbauer war sein enger „Genosse“ Kardelj26, der Titos Rolle im Partisanenkampf stets als Grundlage seines Prestiges ausnutzte, um die spätere „Arbeiterselbstverwaltung“ zu rechtfertigen. Darüber veröffentlichte er eine Reihe von Artikeln und Reden, die sogar auf Deutsch als Sammelband erschienen sind27. Dadurch wurde Tito als Chefideologe des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens aufs Schild gehoben. Die „Arbeiterselbstverwaltung“ stützte sich parteiintern letztendlich auf nichts anderes als den Kult um Tito.
Die Theorie der „Arbeiterselbstverwaltung“
Kardelj zufolge hatte es im Frühjahr oder Sommer 1949 bereits „Selbstverwaltungsbestrebungen“ gegeben28. Die tatsächliche Umsetzung ließ aber noch ein weiteres Jahr auf sich warten: Die „Arbeiterselbstverwaltung“ wurde von Tito im Sommer 1950 verkündet.
Tito sagte am 26. Juni 1950 in einer Rede: „Von nun an geht das staatliche Eigentum an den Produktionsmitteln, den Fabriken, Bergwerken, Eisenbahnen, allmählich in die höhere Form des sozialistischen Eigentums über. Das staatliche Eigentum ist die niedrigste Form des gesellschaftlichen Eigentums, nicht, wie die Führungspersönlichkeiten der Sowjetunion meinen, die höchste.“29 Die „Arbeiterselbstverwaltung“ war aus Titos Sicht die „höhere Eigentumsform“. Die Übernahme der Betriebsleitung durch „Arbeiterkollektive“ sollte eine „wirtschaftliche Dezentralisierung“ darstellen, die auch Auswirkungen auf die politische Ebene haben sollte30. Noch etwas später wurden offiziell die Staatspläne abgeschafft und durch vage „gesellschaftliche Pläne“ ersetzt, welche die Proportionen der Wirtschaft festlegen sollten31.
Von Anfang an war also absehbar, dass Titos „Arbeiterselbstverwaltung“ anarchosyndikalistische Züge trägt. Niemand sonst forderte, dass die Arbeiter buchstäblich den Einzelbetrieb übernehmen, statt über die sozialistische Staatsmacht mit zentraler Planung auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.
Im Dezember 1919 sagte Rudolf Rocker in seiner „Prinzipienerklärung des Syndikalismus“:
„Die Syndikalisten sind der Überzeugung, daß die Organisation einer sozialistischen Wirtschaftsordnung nicht durch Regierungsbeschlüsse und Dekrete geregelt werden kann, sondern nur durch den Zusammenschluß aller Kopf- und Handarbeiter in jedem besonderen Produktionszweige: durch die Übernahme der Verwaltung jedes einzelnen Betriebes durch die Produzenten selbst und zwar in der Form, daß die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige selbständige Glieder des allgemeinen Wirtschaftsorganismus sind, die auf Grund gegenseitiger und freier Vereinbarungen die Gesamtproduktion und die allgemeine Verteilung planmäßig gestalten im Interesse der Allgemeinheit.“32
Rocker lehnte außerdem jegliche „Monopolwirtschaft“ ab. Kurzum: Er vertrat eine Marktwirtschaft. Tito war da nicht anders33. Tito sprach sogar davon, dass man in Jugoslawien eine „relativ freie Marktwirtschaft“ geschaffen habe34. Die Ausrede dafür, wieso Jugoslawien „Ware-Geld-Beziehungen“ (sprich: Marktbeziehungen) nutzen sollte, lautete, dass diese in den „industriell entwickelten Ländern“ am „stärksten verbreitet“ seien35. Offenbar schielte er dabei auf die imperialistischen Staaten. Aber auch in diesen, wie er als angeblicher Marxist-Leninist hätte wissen müssen, wurde der „freie Markt“ durch die Bildung von Monopolkonzernen stark eingeschränkt. Das führte zur Herausbildung des Staatsmonopolkapitalismus. Tito kramte gewissermaßen in der Mülltonne der kapitalistischen Staaten nach wirtschaftstheoretischen Bruchstücken von Vorgestern.
Die inhaltliche Seite von Titos Ideen ist also anarchosyndikalistisch angehaucht und mit einem großen Schuss klassischem Wirtschaftsliberalismus versehen. In der Propagierung gab das Tito natürlich nicht zu. Er behauptete nämlich trotzdem, dass ihm „anarcho-liberalistische Auffassungen fremd“ seien36. Stattdessen malte er die „Arbeiterselbstverwaltung“ als ein „sozialistisches“ System aus.
Tito versprach ideologisch im Hinblick auf die „Arbeiterselbstverwaltung“ das Blaue vom Himmel. So zum Beispiel im Mai 1972 vor der Universität Belgrad: „In den sozialistischen Selbstverwaltungsbeziehungen werden nämlich Bedingungen für die Befreiung der Arbeit, für eine freiere Persönlichkeit und ihr größeres Schöpfertum, für die Entwicklung des schöpferischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen kritischen Gedankens geschaffen. Mit einem Wort, wir bauen eine Gesellschaft, die unermeßliche Möglichkeiten bietet.“37 Die „Arbeiterselbstverwaltung“ wurde als eine eierlegende Wollmilchsau dargestellt.
Für Tito war die „Arbeiterselbstverwaltung“ nicht bloß ein ökonomisches System, sondern er nannte die eine „spezifische Form der Diktatur des Proletariats“38. Formell sprach er davon, dass Jugoslawien kein „Modell des Sozialismus“ darstellen würde39. Dennoch wird dies zwangsläufig dadurch impliziert, dass es sich bei der „Arbeiterselbstverwaltung“ um eine „spezifische Form“ der proletarischen Diktatur handeln würde. Das ist die Implikation einer Neuentwicklung. Man hat vor allem in Polen ersehen können, dass auf Tito-Jugoslawien zurückgegriffen worden ist, um den eigenen Kurs zu rechtfertigen. Sie spielten die Sowjetunion und Jugoslawien als „Modelle“ gegeneinander aus, als seien beides valide Optionen. Kurzum: Revisionisten nahmen die „Arbeiterselbstverwaltung“ durchaus als ein „Sozialismusmodell“ wahr.
Man versuchte die „Arbeiterselbstverwaltung“ mit dem Marxismus zu rechtfertigen40. Tito pries sich sogar selbst, als er sagte: „Die sozialistische Selbstverwaltung, die schon vor hundert Jahren, in der ersten proletarischen Revolution, der Pariser Kommune, ihre ersten praktischen Schritte gemacht hat und ihre theoretische Begründung in den Werken von Marx, Engels und Lenin fand, wird in unserem Land zu einem allumfassenden Gesellschaftssystem.“41 Offenbar war die Pariser Kommune bereits ein Prototyp des Titoismus, ohne dass dies abgesehen von Tito jemand verstanden hat! Offenbar baute Tito DAS „allumfassende Gesellschaftssystem“ des Sozialismus schlechthin auf! Es ist absurd, was Tito hier behauptet. Seine Rückgriffe auf die marxistische Theorie haben lediglich die Form von schlecht inszenierten Lippenbekenntnissen.
Tito versuchte die „Arbeiterselbstverwaltung“ auf dem X. Parteitag des Bund der Kommunisten Jugoslawiens im Mai 1974 mit Marx´ Ausspruch von der „Assoziation freier Produzenten“ zu rechtfertigen42. Der Kontext, in welchem Marx diesen Ausspruch aber genutzt hat, war einer Marktwirtschaft völlig entgegengesetzt. Zum einen ging es dabei um die Landwirtschaft auf nationalisiertem Boden. Tito ließ Grund und Boden aber nicht verstaatlichen43. Zum anderen kam Marx auf die Wirtschaftsplanung zu sprechen. Er schrieb:
„Landwirtschaft, Bergbau, Industrie, mit einem Wort alle Zweige der Produktion werden allmählich auf die nutzbringendste Art organisiert werden. Die nationale Zentralisation der Produktionsmittel wird die natürliche Basis einer Gesellschaft werden, die sich aus Assoziationen freier und gleichgestellter, nach einem gemeinsamen und rationellen Plan bewußt tätiger Produzenten zusammensetzt.“44
Man kann ersehen, dass Tito bloß einen Begriff aufgeschnappt hat, dessen Inhalt er konträr zur marxistischen Theorie völlig entstellt. Das ist aber nicht der einzige Fall, in welchem Tito marxistische Lehren entstellte.
Tito behauptete zwar immer wieder, er würde sich bei der „Arbeiterselbstverwaltung“ auf den Marxismus-Leninismus stützen, schaut man sich aber die Werke von Marx und Lenin an, so finden sich dort nicht einmal Ansätze für Titos Wirtschaftspolitik. Bereits im Kommunistischen Manifest heißt es:
„Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“45
Tito hatte die Bourgeoisie ursprünglich enteignet. Man kann aber nicht behaupten wollen, dass es im Sinne von Marx und Engels gewesen wäre, die Betriebe in syndikalistischer Weise den Arbeitern zu übergeben, sodass diese Marktwirtschaft betreiben können, denn im Kommunistischen Manifest haben sie ebenfalls diese Forderung festgehalten:„Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und Verbesserung der Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.“46 Die Planwirtschaft war von Anbeginn des Marxismus an Kernbestandteil. Marx und Engels hingen dieser Idee aber auch noch Jahrzehnte später an.
Engels schrieb in „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“:
„Das Proletariat ergreift die öffentliche Gewalt und verwandelt kraft dieser Gewalt die den Händen der Bourgeoisie entgleitenden gesellschaftlichen Produktionsmittel in öffentliches Eigentum. Durch diesen Akt befreit es die Produktionsmittel von ihrer bisherigen Kapitaleigenschaft und gibt ihrem gesellschaftlichen Charakter volle Freiheit, sich durchzusetzen. Eine gesellschaftliche Produktion nach vorherbestimmtem Plan wird nunmehr möglich.“47
Wie man ersehen kann, hatte sich die Meinung von Marx und Engels zu diesem Thema zwischen 1848 und 1880 nicht im Geringsten geändert. Und sie sollte sich auch nicht mehr ändern.
Tito kann sich auch nicht auf Lenin berufen wollen. Revisionisten aller Couleur haben versucht, mit der NÖP Marktwirtschaft im Sozialismus rechtfertigen zu wollen, obwohl diese bloß eine Übergangsphase vom Kapitalismus zum Sozialismus darstellte. Ignoriert werden Lenins Ausführungen über die Bedeutung der Wirtschaftsplanung für den Sozialismus. Lenin schrieb in „Über ´linke´ Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit“:
„Sozialismus ist undenkbar ohne großkapitalistische Technik, die nach dem letzten Wort modernster Wissenschaft aufgebaut ist, ohne planmäßige staatliche Organisation, die Dutzende Millionen Menschen zur strengsten Einhaltung einer einheitlichen Norm in der Erzeugung und Verteilung der Produkte anhält. Davon haben wir Marxisten stets gesprochen, und es lohnt nicht, auch nur zwei Sekunden für ein Gespräch mit Leuten zu verschwenden, die sogar das nicht begriffen haben (die Anarchisten und die gute Hälfte der linken Sozialrevolutionäre).“48
Geht man also strikt nach Lenin, dann wäre Tito nicht einmal die verfassten Ausführungen wert. Leider hatte Titos Revisionismus zu viel negativen Einfluss auf die kommunistische Bewegung als dass man ihn einfach abtun könnte. Lenin warnte außerdem bereits davor, dass ohne Planwirtschaft die Restauration des Kapitalismus unvermeidlich eintreten würde:
„Es wird unvermeidlich eine gewisse Zeit vergehen, bis die Massen, die sich nach dem Sturz der Gutsbesitzer und der Bourgeoisie zum erstenmal frei fühlten, verstehen werden, nicht aus Büchern, sondern aus der eigenen, der sowjetischen Erfahrung, verstehen und fühlen werden, daß ohne eine allseitige, staatliche Rechnungsführung und Kontrolle über die Produktion und Verteilung der Produkte die Macht der Werktätigen, die Freiheit der Werktätigen sich nicht behaupten kann und die Rückkehr unter das Joch des Kapitalismus unvermeidlich ist.“49
Man braucht also gar nicht erst Stalin zu zitieren, um darzulegen, dass die „Arbeiterselbstverwaltung“ aus marxistischer Sicht völliger Unsinn gewesen ist. Noch absurder ist aber diese Tatsache: Es ist Tito selbst, der Stalin zitiert!
Tito selbst behauptete aber auch, dass die „Arbeiterselbstverwaltung“ das sozialistische Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“ verwirkliche50. Dieses Prinzip leitete aber niemand anderes als Stalin höchstpersönlich 1936 für den Sozialismus51 aus Marx´ Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“52 für den Kommunismus ab. Tito zitiert das Grundprinzip des Sozialismus, das Stalin aufstellte, ohne dessen Herkunft anzumerken und behauptet, dass es in Jugoslawien verwirklicht werden würde, ohne die Bedingungen dafür zu schaffen, die Stalin dafür vorsah: Eine sozialistische Planwirtschaft. Dieser Widerspruch zeigt sich darin, dass Tito den Markt (also das Wertgesetz) als „Regulator der Entwicklung“ ansah53, während Stalin dies ausdrücklich ablehnte54. Tito liefert also selbst die Steilvorlage dafür, aufzuzeigen, wie verworren seine „marxistischen“ Gedankengänge sind.
Es ist aus diesem Grund auch wenig verwunderlich, dass sich Tito 1972 darüber beschwerte, dass der Marxismus aus den Lehrplänen von jugoslawischen Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen „fast verschwunden“ sei55. Welche verdrehte Auslegung des Marxismus sollte man den Schülern und Studenten vermitteln, damit sie in das Schema der antimarxistischen „Arbeiterselbstverwaltung“ passt?
Genauso wenig verwundert es, dass Tito 1973 die „Wiederbelebung der ideologischen und moralischen Werte“ der jugoslawischen „Revolution“ forderte56. Wie sollen revolutionäre Werte in einem konterrevolutionären Regime Bestand haben?
Der jugoslawische Ökonom France Černe sagte einmal: „Unsere Wirtschaftspolitik basiert auf überhaupt keinem Plan, auf überhaupt keinem System, auch nicht auf der Situation, in der wir uns befinden. Sie berücksichtigt nicht einmal die Lage, in der sich Jugoslawien in der Welt befindet.“57 Man kann ersehen, dass dies der Wahrheit wohl am nächsten kommt, schließlich konnte Tito kein ausgearbeitetes Konzept vorweisen. Er konnte sich nicht einmal ernsthaft auf den Marxismus berufen, weshalb seine Forderung, gegen „antiselbstverwalterische“ Anschauungen einen „ideologisch-politischen Kampf“ zu führen58, nur verhallen konnte. Wie soll man für etwas ideologisch kämpfen, das völlig konzeptlos dahingeschustert wurde?
Die SED unter Walter Ulbricht kam in einem internen Bericht vom Dezember 1970 zu dieser Schlussfolgerung:
„Diese Selbstverwaltungsideologie kann als kleinbürgerliche, nationalistisch-pragmatische Ideologie charakterisiert werden. Sie trägt starke Züge einer rückständigen Utopie und stellt ein Konglomerat aus marxistisch-leninistischen, kleinbürgerlichen und pseudorevolutionären Auffassungen dar.“59
Kleinbürgerlich ist hierbei noch eine Untertreibung. Es handelt sich zwar um eine bürgerliche Theorie, aber wegen ihres kapitalistischen Charakters genau genommen um eine großbürgerliche Theorie. Diese „rückständige Utopie“ hatte anarchistischen Charakter, auch wenn dies von der SED nicht so explizit festgestellt worden ist. Die „Arbeiterselbstverwaltung“ bereits als „Ideologie“ zu bezeichnen, ist zu viel gesagt. Sie ist als Konzept nicht tief ausgearbeitet worden, war mehr kapitalistische Pragmatik als überhaupt Ideologie60.
Die „Arbeiterselbstverwaltung“ in der jugoslawischen Verfassung
Die „Arbeiterselbstverwaltung“ fand natürlich auch Eingang in jugoslawische Gesetze, allem voran in die Verfassung. Die Bedeutung der jugoslawischen Verfassung für die „Arbeiterselbstverwaltung“ betonte Tito immer wieder61.
Nach der Verfassungsänderung an der 1946er Verfassung Jugoslawiens vom 13. Januar 1953 schrieb Artikel 6 die „Arbeiterselbstverwaltung“ fest und gestand diesen „Selbstverwaltungen der Produzenten“ das Recht zu, „sich ihre Wirtschaftspläne selbst zu setzen“62. Mit diesem Passus wurde die Planwirtschaft in Jugoslawien faktisch beerdigt.
In der Verfassung von 1963 wurde das in verklausulierter Form in Artikel 9 festgelegt63. In der Verfassungsänderung zur 1963er Verfassung vom 30. Juni 1971 wurde in Artikel 28 dieser Passus eingefügt: „Auf dem einheitlichen jugoslawischen Markt sind die Werktätigen und die Organisationen der assoziierten Arbeit bei der Ausübung von Tätigkeiten und beim Einkommenserwerb gleichberechtigt, auf Grund des Wirkens der Gesetzmäßigkeit des Marktes und der gesellschaftlichen Lenkung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung auf Grund der Selbstverwaltung.“64 Die Marktwirtschaft wurde dadurch erstmals offiziell festgeschrieben.
In der Verfassung von 1974 wurde die Marktwirtschaft noch offensichtlicher herausgearbeitet. In Artikel 17 steht geschrieben:
„Über das Gesamteinkommen als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit der Arbeiter in einer Grundorganisation der assoziierten Arbeit und der gesamten gesellschaftlichen Arbeit, das in verschiedenen Formen der Vereinigung der Arbeit und der Mittel auf der Grundlage des Wirkens der Gesetzmäßigkeiten des Marktes und auf der Selbstverwaltungsgrundlage der gesellschaftlich festgesetzten Voraussetzungen für den Einkommenserwerb erzielt wird, entscheiden die Arbeiter in den Grundorganisationen der assoziierten Arbeit im Einklang mit ihren verfassungsmäßigen Rechten und der Verantwortung gegenüber den anderen Arbeitern in der assoziierten Arbeit und gegenüber der gesellschaftlichen Gemeinschaft insgesamt.“65
Das in allen drei Verfassungen zugestandene Recht, über die Gewinnverteilung in den Betrieben selbst zu entscheiden, bedeutete aber auch, dass die Verluste von der Belegschaft ebenfalls getragen werden mussten, auch wenn dies nicht explizit erwähnt worden ist. Die Arbeitskraft war dadurch wieder zur Ware geworden, auch wenn Kardelj davon sprach, dass man die „Arbeit vom Druck des staatlichen Lohnverhältnisses befreien“ wolle66. Man setzte die Arbeitskraft stattdessen dem Druck des kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Lohnverhältnisses aus.
Die „Entbürokratisierung“, die keine war
Tito versprach, dass die „Arbeiterselbstverwaltung“ weniger Bürokratie bedeuten würde. Er versprach am 26. Juni 1950 bei der Verkündung der „Arbeiterselbstverwaltung“: „Die Übergabe der Leitung der Fabriken, Bergwerke usw. an die Arbeitskollektive verhindert, daß sich in unserer Wirtschaft eine ansteckende Krankheit festsetzt, die den Namen ´Bürokratismus´ trägt.“67 Schaut man sich aber die Verfassungstexte von Jugoslawien an, dann wird eher eine fortschreitende Bürokratisierungstendenz deutlich.
Nach der Verfassungsänderung vom 13. Januar 1953 besaß die 1946er Verfassung Jugoslawiens in Artikel 6 einen Passus über die „Arbeiterselbstverwaltung“68. Ansonsten fand der Begriff keine Erwähnung. In der Verfassung von 1963 fand der Begriff weitere Verbreitung und fand in vielen Artikeln Verwendung69. Quasi die gesamte Verfassung von 1974 besteht aus langen Artikeln über die „Arbeiterselbstverwaltung“. Artikel 107 begründete sogar ein Organ, welches sich „Arbeiterselbstverwaltungskontrolle“ nannte70. Das war ein zentrales Organ, offensichtlicherweise, ansonsten hätte es über die unteren Ebenen keine Kontrolle ausüben können. Damit wurde die „Arbeiterselbstverwaltung“ faktisch ad absurdum geführt, da diese eigentlich an der Basis so direkt sein sollte, dass übergeordnete Zentralorgane nicht notwendig sein sollten.
Die KP Chinas kritisierte bereits 1963: „Die Tito-Clique kontrolliert die Betriebe auch durch ihre Direktoren. Diese Betriebsdirektoren werden nominell von den Betrieben engagiert, werden aber in Wirklichkeit von der Tito-Clique ernannt und fungieren als die Agenten der bürokratischen Kompradorenbourgeoisie in diesen Betrieben.“71 Sie waren nicht die einzigen, die Kritik daran übten, dass die „Arbeiterselbstverwaltung“ nicht einmal Wort gehalten hat, den Arbeitern die Betriebsleitung zu überlassen. Najdan Pašić, ehemaliger Präsident des Verfassungsgerichtshofs in Serbien, nannte die „Arbeiterselbstverwaltung“ als System „kompromittiert“, weil die faktischen Entscheidungen längst in „fabrikfernen Zentren“ getroffen werden würden72. Damit war keine Wirtschaftsplanung gemeint. Es zeigt sich hier, dass die „Arbeiterselbstverwaltung“ bloße Formalie gewesen ist. Tito selbst gab am 30. November 1969 in einer Rede zu, dass „einigerorts“ eine „Managerschicht“ die faktische Macht in den „Selbstverwaltungsorganen“ ausüben würde73. Das bedeutet, dass das Problem die „Arbeiterselbstverwaltung“ im Prinzip von Anfang bis Ende durchzog, schaut man sich die Zeitabstände der Berichte über diese Erscheinungen an. Das System war in sich bürokratieanfällig, wenn man dies überhaupt als ausgeklügeltes System bezeichnen kann.
Tito musste in den 70er Jahren nämlich zugeben, dass seine „Arbeiterselbstverwaltung“ nicht wirklich tiefgründig ausgearbeitet wurde als System. Im April 1973 gab Tito zu: „Die Unzulänglichkeiten im bisherigen Funktionieren unseres Wirtschaftssystems sind auch zu einem großen Teil auf das noch nicht ausgearbeitete System und den Mechanismus der gesellschaftlichen Planung zurückzuführen, besonders auf das Fehlen einer langfristigen Entwicklungspolitik. Es ist uns bisher nicht gelungen, ein solches System der Planung aufzubauen, das den Verhältnissen der Selbstverwaltung und dem Marktcharakter unserer Wirtschaft entspricht, obgleich diese Aufgabe bereits auf dem IX. Parteitag des Bundes der Kommunisten gestellt wurde.“74 Das heißt, man hat nach über 20 Jahren noch immer kein Gesamtsystem ausgearbeitet. Im Vergleich dazu hatte die Sowjetunion in den 30er Jahren bereits ein ausgearbeitetes Wirtschaftssystem. Damit war das prinzipienlose Praktizieren in Jugoslawien aber noch nicht vorbei. Tito monierte auch im März 1975 „Improvisation und mangelnde Organisation“ bei der Umsetzung der „Arbeiterselbstverwaltung“75. Das war ein Vierteljahrhundert nach Einführung dieses „Systems“! Wenn man nach einem Vierteljahrhundert noch immer vor sich hin improvisiert, dann zeugt das nicht von einem gelungenen Konzept. Vor allem, wenn man dadurch ersehen kann, dass die 1974 angenommene Verfassung doch nicht die Problemlösung brachte, die versprochen worden ist.
In diese Zeit fiel auch die Kritik an wirtschaftlichen Fehlerscheinungen in der Praxis der „Arbeiterselbstverwaltung“ durch Tito höchstpersönlich. Im April 1973 sprach Tito davon, dass der Entwurf der Verfassung, welche einmal die Verfassung von 1974 werden sollte, das „gesellschaftsökonomische System präzisieren“ würde, sodass „auch spontane Prozesse in den Ware-Geld-Beziehungen unterbunden werden“ würden76. „Ware-Geld-Beziehungen“ sind nichts anderes als Marktbeziehungen. Tito sprach sich also für eine gewisse Rezentralisierung aus. Die Auswirkungen scheiterten aber daran, dass er eine Dusche ohne Wasser wollte – sie gingen nicht weit genug. Tito sagte: „Das System der erweiterten Reproduktion muß der Wirtschaft eine hohe Stufe der Selbstfinanzierung sichern und die Zusammenlegung von Mitteln auf der Basis selbstverwaltungsmäßiger Verständigung und gesellschaftlicher Absprache stimulieren, wodurch der Prozeß der engeren Verflechtung und Integration in der Wirtschaft eine Beschleunigung erfahren würde.“77 Statt die Investitionen zentral vorzunehmen, sollten also die unter der „Arbeiterselbstverwaltung“ stehenden Firmen von sich aus mehr Mittel bündeln.
Auf dem X. Parteitag des BdKJ im Mai 1974 forderte Tito einerseits mehr staatliche Interventionen, kritisierte diese aber andererseits: „Die Staatsorgane können nämlich nicht die Verantwortung für den Zustand in Wirtschaft und Gesellschaft von sich weisen und müssen sich dort einmischen, wo die Dinge sich nicht so abwickeln, wie es sein soll. Sie mischen sich jetzt aber auch in Dinge ein, über die die Arbeiter in der vereinten Arbeit schon selbst entscheiden könnten und müßten.“78 Natürlich haben Betriebe intern ihre Arbeit zu organisieren, aber darum geht es hier ganz offensichtlich nicht. Tito sagt im Prinzip: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ Entweder übernimmt der Staat Planungsfunktionen und greift in die Wirtschaftstätigkeit der Betriebe ein, oder er lässt es sein und lässt die Marktgesetze sich „frei entfalten“. Die Einzelbetriebe sollten die „grundlegenden Träger der Planung“ sein79, wodurch keine reale Rezentralisierung stattfinden konnte. Die Betriebe waren weiterhin auf sich gestellt. Titos Rezentralisierung ist also völlig inkonsequent und im Ansatz falsch gewesen, sodass sich im Wesentlichen nichts änderte.
Tito musste also zugeben, dass es eben nicht das Heil gebracht hat, den Gesetzen des Marktes völlig freien Lauf zu lassen. Dennoch beseitigte er sie nicht, sondern spielte Doktor an einem toten Patienten. Statt die Probleme grundlegend zu lösen durch eine Hinwendung zu einer Planwirtschaft blieb Tito starr und verknöchert auf dem eingetrampelten Pfad einer Marktwirtschaft, bei der auf irgendeine Weise gegen die „spontanen Tendenzen“ gesteuert werden sollte. Dadurch übergab Tito letztlich seinen Nachfolgern eine ganze Liste voller ungelöster Probleme.
Jugoslawiens Wirtschaft war im Scheitern begriffen, von Anfang an, und blieb bis in die 80er nur dadurch künstlich am leben, indem man sie mit westlichen Krediten aufpumpte. Die kapitalistischen Widersprüche in Jugoslawien wurden dadurch aber weder behoben noch gedämpft.
Einige Auswirkungen der kapitalistischen Praxis der „Arbeiterselbstverwaltung“
Tito sprach davon, dass man die Kapitalisten enteignet und die Produktionsmittel zu gesellschaftlichem Eigentum nationalisiert habe80. „Die Einschränkung und allmähliche Liquidierung des Privateigentums und der Ausbau des staatlichen Eigentums an den wichtigsten Produktionsmitteln sowie die staatliche, administrativ-zentralistische Planung der Produktion und Verteilung bildeten damals die Ausgangsbasis der KPJ beim Aufbau des gesellschaftlichen Systems in Jugoslawien.“81 Tito stellte es also so dar, als hätte man in Jugoslawien exakt das getan, was man in den Volksdemokratien auch getan hätte. Man habe sich von dieser Politik aber abgewandt, weil die Wirtschaft angeblich nicht rentabel gewesen sei82. Ironischerweise wurde dieses Problem durch die Abwendung von der Planwirtschaft keineswegs besser, sondern, im Gegenteil, zunehmend schlimmer. Im September 1972 gab die Parteiführung zu, dass die Illiquidität schwer auf ihnen laste und es“viele ungedeckte Investitionen“ gebe83. Den Grund dafür lieferte Tito ein halbes Jahr später: Tito gab im April 1973 zu, dass lediglich 25%(!) der Akkumulationsmittel der Selbstfinanzierung der Betriebe aus dem „gesellschaftlichen Sektor der Produktion“ entstammen würden84. Die Betriebe waren also kaum in der Lage, ihre eigenen Reinvestitionsmittel zu erwirtschaften. Dadurch blieb Jugoslawien in der wirtschaftlichen Entwicklung entweder zurück oder entwickelte sich in einigen Bereichen auf Kredit. Die „Arbeiterselbstverwaltung“ erreichte also das genaue Gegenteil von dem, was sie versprach. Aber wieso genau? Das kann man hier ersehen:
Praktische Probleme der „Arbeiterselbstverwaltung“ sind zu Genüge dokumentiert worden. Die KP Chinas unter Mao hielt 1963 einige davon fest in einer Kritik am kapitalistischen Jugoslawien.
Die Verfassungen Jugoslawiens von 196385 und 197486 erlaubten lediglich maximal 10 Hektar Land pro Bauern. Im Juli 1963 wurde festgestellt, dass es tausende Bauernhöfe gäbe, die diese Eigentumsgrenze überschritten. Allein im bosnischen Bezirk Bijeljina fanden sich 500 Bauernhöfe mit 10 bis 30 Hektar Land87. Auf der anderen Seite besaßen 1959 70% der Bauern weniger als 5 Hektar Land und 10% der Bauernhaushalte kauften oder verkauften in diesem Jahr Land88. Kurzum: Die jugoslawische Landwirtschaft war völlig kapitalistisch. Schon Lenin sagte: „[…] die Kleinproduktion aber erzeugt unausgesetzt, täglich, stündlich, elementar und im Massenumfang Kapitalismus und Bourgeoisie.“89 Das Privateigentum wurde in Jugoslawien nicht abgeschafft, wie Tito selbst zugab90. Von diesem Prozess war die jugoslawische Bauernschaft erfasst: Den Sog der Zentralisierung des Kapitals. Dadurch entwickelten sich neue Kulakenwirtschaften91. Der endgültige Abbruch der Kollektivierung der Landwirtschaft in Jugoslawien im Jahre 1951 war die Ursache. Tito behauptete einfach: „Durch die Methoden des Staatssozialismus konnte die Umgestaltung in der Landwirtschaft und auf dem Dorfe nicht verwirklicht werden.“92 Diese Behauptung ist absurd, denn in sämtlichen sozialistischen Staaten lieferte die Kollektivierung langfristig Erfolge. Es lag nicht an der „Unmöglichkeit“, sondern daran, dass die Titoisten kein Interesse daran hatten, den Sozialismus zu schaffen. Das zeigte sich auch im Handwerksgewerbe. Die KP Chinas führte auch Beispiele an, bei denen angebliche „Handwerksbetriebe“ in Jugoslawien faktisch kapitalistisch wirtschafteten93.
Es gab also keinen einzigen Wirtschaftsbereich in Jugoslawien, den man als sozialistisch bezeichnen konnte. In einer Volksdemokratie hätte wenigstens die verstaatlichte Großindustrie unter zentraler Planung und die beginnenden Genossenschaften sozialistischen Charakter gehabt. Jugoslawien hatte nichts davon.
Der jugoslawische Außenhandel wurde überwiegend mit kapitalistischen Staaten betrieben nach dem Bruch mit der KPdSU 1948. Bis 1969 sahen die Proportionen des Außenhandels folgendermaßen aus94:
Jahr |
Anteil der kapitalistischen Staaten am jugoslawischen Außenhandel |
1956 | 60% |
1965 | 48% |
1967 | 54% |
1969 | 61% |
1970 machten alleine die Handelsbeziehungen zur BRD 16% und zu Italien 15% am jugoslawischen Außenhandel aus. Der Außenhandel besaß außerdem ein konstantes Defizit95. Dieses wuchs noch weiter an, wie Tito im März 1975 selbst zugab96. Es ist offensichtlich, dass Jugoslawien wirtschaftlich vom Westen in Abhängigkeit geraten ist.
Tito selbst gab eine Reihe von Problemen zu. So sprach er im April 1973 offenkundig von einer „Instabilität der Wirtschaft“ in Jugoslawien, die sich auf den Lebensstandard auswirken würde97. Diese „Instabilität“ habe sich vor allem im Jahre 1972 zugespitzt, dauere aber noch immer an98. Dieses Andauern schien aber noch über das Jahr 1973 hinausgegangen zu sein.
Im Mai 1974 gab Tito in einem Interview zu, dass der Liberalismus wirtschaftliche Schäden verursacht hätte, die zu Disproportionen führten, die man nun beseitigen wolle99.
Schließlich gab Tito im September 1974 zu, dass die Reallöhne in Jugoslawien zwar um 8% gestiegen seien, die Lebenshaltungskosten gleichzeitig aber um 20% gestiegen seien100. Eigentlich ist in dem Fall gar nicht von einer Reallohnerhöhung zu sprechen, wenn die Inflation die Löhne dermaßen auffrisst. Und dieser Prozess setzte sich fort, sogar über seinen Tod hinaus.
Im März 1975 sprach Tito unverblümt: „Im Wirtschaftsleben jedoch treten täglich Probleme auf: angefangen von unkontrollierter Preissteigerung, übermäßigem Verbrauch, unnötiger mehrfacher Errichtung gleichartiger Anlagen, unverantwortlichem Verhalten auf dem Markt bis zu hoher Auslandsverschuldung usw.“101 Die Disproportionen in der Wirtschaft waren also kein Wunder, da verschiedene konkurrierende „Selbstverwaltungs“-Unternehmen Betriebe errichteten, die dasselbe produzierten. Das zeigt die Folgen der Marktanarchie in Jugoslawien, die Tito nicht an der Wurzel packen wollte. Insgesamt umfasst diese Aussage aber auch all das, was in Jugoslawien wirtschaftlich schief lief. Oben drauf kam nur noch die Selbstbereicherung der „Arbeiterselbstverwaltungs“-Bürokraten.
1980 berichtete der „Spiegel“ über Reiche in Jugoslawien folgendes:
„Korruption und Vetternwirtschaft, Diebstahl und Betrug in großem Stil, die alten Übel des Balkans, stellten sich wieder ein. In Belgrad gab es schon wenige Jahre nach dem Krieg 156 Dinar-Millionäre. An der Adria und in den Bergen entstanden ganze Viertel mit teuren Villen, in den Belgrader Nobelrestaurants drängten sich die Gäste. Korruptionsskandale um Generaldirektoren und hohe Staatsfunktionäre, in denen es um Millionenwerte ging, erschütterten das Land.“102
Tito selbst gab die Existenz von Reichen in Jugoslawien zu. Sogar innerhalb der Partei. Er sagte über diese: „Solche müssen aus der Partei entfernt werden. Sonst wird unser Bund der Kommunisten keine Partei der Arbeiterklasse, keine Avantgarde sein, zu der die Arbeiterklasse und die Völker Vertrauen haben.“103 Wenn man sich anschaut, wie die Parteiorganisationen auf der Ebene der Republiken immer weiter in Chauvinismus abgeglitten ist, kann man konstatieren, dass der BdKJ sich eben nicht von solchen offenkundig kapitalistischen Elementen regenerierte. Immerhin war Tito überhaupt ehrlich genug, Probleme zuzugeben. In den anderen revisionistischen Staaten wurden Zerfallserscheinungen vehement abgestritten bis kurz vor Schluss.
Vladimir Bakaric, damaliger Parteichef in Kroatien, prognostizierte 1969: „Es gibt keinen zweiten Tito. Ich bin sicher, wir werden dann vor größeren Problemen als heute stehen.“104 Tito besaß als Partisanenanführer und entsprechend als Nationalheld großes Prestige, trotz seines wirtschaftspolitischen Irrwegs. Damit konnte man in Jugoslawien zumindest temporär einige Widersprüche in den Hintergrund drängen. Gelöst wurden sie dadurch nicht.
Als Tito starb war Jugoslawien mit einer Reihe Problemen konfrontiert, die er seinen Nachfolgern als „Vermächtnis“ zurückgelassen hat: Wachsende Auslandsschulden, die systemimmanenten Fehler der „Arbeiterselbstverwaltung“, steigende Preise und nationale Zwistigkeiten.
Der „Spiegel“ berichtete 1980 über diese Vorfälle:
„Mitunter sorgt das System gerade durch seine Liberalität selber dafür, daß die Waren knapper werden. So wurde Belgrad Ende vorigen Jahres nicht mit Frischmilch versorgt, weil der vertraglich zugelassene einzige Lieferant, ein Agro-Industrie-Kombinat, seine Milch lieber zu höheren Preisen in Griechenland absetzte – sozialistische Marktwirtschaft.
Waschpulver war wochenlang nicht zu haben, weil der Hersteller, eine Fabrik im slowenischen Maribor, keine Devisen mehr hatte, um das für die Produktion notwendige Sodium-Tripolyphosphat aus dem Ausland einzuführen. Überbrückungshilfe vom Staat aber kann die Firma nicht erwarten.“105
Die KP Chinas monierte dies bereits 1963: Der Profit gelte in der „Arbeiterselbstverwaltung“ als Hauptanreiz, nicht die Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse106 und die Betriebe würden sich sogar im Außenhandel gegenseitig unter Konkurrenz setzen107. Man kann ersehen, was geschieht, wenn es kein Außenhandelsmonopol gibt: Firmen verkaufen Produkte, an denen das Volk einen Eigenbedarf hat, als Waren auf dem Weltmarkt. Somit war nicht einmal der Grundbedarf mehr sichergestellt. Dieser Fehler lag im System „Arbeiterselbstverwaltung“.
Genauso ein Systemfehler war die Arbeitslosigkeit. Diese lag 1980 bei etwa 12%, also 750.000108. Im Vergleich dazu gab es im Jahre 1963 339.000 Arbeitslose109 und im Jahre 1969 316.000 registrierte Arbeitslose und 824.000 jugoslawische „Gastarbeiter“ in den kapitalistischen Staaten Westeuropas110. Dadurch, dass die Betriebe auf kapitalistische Weise wirtschafteten und die zersplitterte Kleinproduktion in der Landwirtschaft nicht beseitigt war, gab es Arbeitslosigkeit. Das führte zu einer Abwanderung an Arbeitskräften, was wiederum das Wirtschaftspotenzial Jugoslawiens hemmte.
Nach Titos Tod im Jahre 1980 gab es im selben Jahr eine Preissteigerung um 45%, während ursprünglich lediglich 19% einkalkuliert gewesen sind111. Grund dafür waren wirtschaftliche Schwierigkeiten, die sich auf die hohen Auslandsschulden zurückführen ließen. Durch das Abschneiden von Importen arbeiteten Holz-, Stahl- und Eisenindustrie nicht mehr auf voller Auslastung112.
Tito betrieb lediglich „Konsum auf Pump“. Das erwies sich als finanzielles Desaster. Der „Spiegel“ konstatierte 1980: „Mit geliehenem Westgeld ließ sich zwar das städtische Straßenbild des Landes zur Szene scheinbaren Wohlstandes gestalten und das Ansehen Titos stärken. Doch die Schuldenlast rollt lawinenartig auf Titos Nachfolger zu.“113 Das Zahlungsbilanzdefizit sollte deshalb 1980 von 6,3 auf 3,6 Milliarden Mark gesenkt werden. Das war damals bereits zweifelhaft, sodass stattdessen ein Anstieg des Schuldenbergs auf 14,4 Milliarden Mark prognostiziert worden ist114. 1986 betrug die Gesamtverschuldung Jugoslawiens aber 19,2 Milliarden Dollar115, die angestrebte Schuldensenkung schien also nicht zu funktionieren. Bereits 1970 musste Jugoslawien 35% der jährlichen Deviseneinnahmen für die Kreditrückzahlung aufwenden116. Diese Zahl kann nur noch höher gestiegen sein, wenn man die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre zur Referenz heranzieht.
Der „Spiegel“ schrieb 1980:
„Die jugoslawischen Völker, durch Fehlentwicklungen des Modells und Inkompetenz der Selbstverwaltungs-Bürokraten schnell enttäuscht, benahmen sich ganz und gar nicht wie uneigennützige Sozialisten.“117
Kroatien und Slowenien sollten jährlich mehr als 5% ihres Bruttosozialprodukts zahlen, um die unterentwickelten Teile Jugoslawiens zu entwickeln. Die Ergebnisse waren, gelinde ausgedrückt, bescheiden. Ende der 70er Jahre waren im Kosovo noch ein Drittel der Bevölkerung Analphabeten118. In wirklich sozialistischen Staaten, die noch rückständiger gewesen sind als Jugoslawien, etwa China, haben bereits nach weniger Zeit bessere Ergebnisse bei der Alphabetisierung erreicht.
Und trotz dieser Zustände, die der „Spiegel“ selbst beschrieb, behauptete dieser ebenfalls, dass Jugoslawien den „Anschluss an das Weltniveau“ erreicht habe, was kein anderes sozialistisches Land bisher geschafft hätte119. Diese Aussage geht mit den Tatsachen so auseinander, wie die Richtung der Pupillen bei einem Schielenden. Vor allem vom Kosovo, Mazedonien und Bosnien konnte man nicht behaupten, dass diese „Weltniveau“ erreicht hätten120. Das umfasst weite Teile Jugoslawiens, die eben nicht so touristisch ausgeschlachtet worden sind wie kroatische Küste oder bereits industriell hochentwickelt gewesen sind wie Slowenien.
Tito sagte zurecht: „Keine unserer Republiken könnte selbstständig bestehen.“121 Die einzelnen ehemaligen Gliedstaaten Jugoslawiens sind heutzutage machtlos gegenüber imperialistischen Einflüssen. Diese orientieren sich zumeist am US-Imperialismus, Serbien hingegen am russischen und chinesischen Imperialismus. Diese Staaten bilden keine eigenständige Macht. Durch die inneren Konflikte hat Jugoslawien vor dem äußeren Feind verloren.
Letztendlich hat die „Arbeiterselbstverwaltung“ indirekt Jugoslawien mit auf dem Gewissen, denn diese völlig falsche Wirtschaftspolitik befeuerte die nationalen Konflikte auf der wirtschaftlichen Ebene, nämlich als Verteilungskonflikte. Diese wurden in den 90er Jahren blutig ausgetragen. Über Tito-Jugoslawien kann man abschließend nur mit Sallusts Worten sagen:
„Notwendig stürzen sie sich selbst durch ihr eigenes Verhalten.“122
Schluss
Das titoistische Jugoslawien besteht seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr. Niemand braucht an dessen Praxis mehr darzulegen, dass es sich bei diesem um einen kapitalistischen Staat handelte. Die Theorie jedoch spukt noch etwas länger in den Köpfen von Revisionisten – nicht nur, wenn sie Ralph Hartmann heißen. Auch der Hype um das kapitalistische China mit seiner „sozialistischen Marktwirtschaft“ ist im Wesen nichts anderes als ein großes imperialistisches Tito-Jugoslawien in Ostasien.
Der Anarchist Kropotkin sagte zutreffend: „Die ärgsten Feinde des Sozialismus haben begriffen, daß das beste Mittel, denselben zu meistern, darin besteht, sich als seine Anhänger auszugeben; und sie beeilen sich, zu erklären, daß auch sie Sozialisten sind.“123 Tito sprach bereits von „sozialistischer Selbstverwaltung“, da waren die anderen sozialistischen Staaten noch in der Phase der Volksdemokratie. Allein diese übereilte Ausrufung des sozialistischen Stadiums hätte zu Naserümpfen führen müssen – zumindest, wenn man Tito ehrlich bewerten wollte und nicht bevorzugte, weil er gegen das „Sowjetmodell“ opponierte.
Man kann ersehen, dass sogar noch in den 70er Jahren die „Arbeiterselbstverwaltung“ abgesehen von ihren Grundsätzen der Selbstständigkeit der Betriebe als Warenproduzenten und die damit zusammenhängende Marktwirtschaft nicht wirklich als System ausgearbeitet worden ist. Man kann daran aber auch ersehen, dass der Trotzkismus-Vorwurf der Kominform-Parteien gegenüber Tito und seiner Gefolgschaft sachlich falsch gewesen ist. Man hätte ihn stattdessen des Bucharinismus oder Anarchosyndikalismus bezichtigen müssen.
Es ist nicht so, als sei der Titoismus an Deutschland völlig vorbeigegangen. Die 1951/52 bestehende titoistische Kleinstpartei Unabhängige Arbeiterpartei Deutschlands124 meine ich damit nicht einmal. Diese blieb völlig einflusslos. Lediglich der „Spiegel“ berichtete damals über dessen Gründung125.
In der DDR faselte Anton Ackermann von einem „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“ in offensichtlicher Anlehnung an den „jugoslawischen Weg zum Sozialismus“ und wurde dafür unter Walter Ulbricht zurechtgewiesen. Honecker bezog sich später positiv auf Ackermanns Formel und schuf selbst den Begriff „Sozialismus in den Farben der DDR“ für sein eigenes revisionistisches Projekt. Während, wie aufgezeigt, Tito-Jugoslawien unter Ulbricht nicht als sozialistischer Staat angesehen worden ist, war dies unter Honecker anders. Das zeigt allein die Tatsache, das in den 70er Jahren Werke von Tito im parteieigenen Dietz Verlag erscheinen durften. Aber nicht nur darin zeigte sich die Kurswende in der Haltung der SED gegenüber den Titoisten.
Erich Honecker schrieb als Generalsekretär im Namen des ZK der SED einen Brief an den XI. Parteitag des BdKJ im Juni 1978, in welchem er Titos Rolle beim „Aufbau des Sozialismus“ in Jugoslawien belobigte und davon sprach, dass SED und BdKJ im Bekenntnis zu den „revolutionären Ideen von Marx, Engels und Lenin“ geeint seien126. Auch nach Titos Tod änderte sich diese Haltung der SED unter Honecker nicht.
Im Namen des ZK der SED Honeckers hielt Alfred Neumann am 28. Juni 1982 eine Rede in Skopje. In dieser Rede bezeichnete er die Mitglieder des BdKJ als „Genossen“. Er sagte: „Die Sozialistische Einheitspartei Deutschland und den Bund der Kommunisten Jugoslawiens verbinden gemeinsame Klasseninteressen und Ziele – die Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsordnung und die Sicherung des Friedens.“127 Er verstieg sich auch zu dieser Aussage: „Die Kommunisten der DDR sind überzeugt, daß die Völker Jugoslawiens unter Führung des Bundes der Kommunisten entschlossen sind, das Vermächtnis des unvergessenen Genossen Josip Broz Tito konsequent zu erfüllen und die sozialistische Gesellschaft erfolgreich zu gestalten.“128 Diese Rede trieft vor Revisionismus. Der Titoismus wird hier de facto als marxistisch anerkannt. Wie man aber nach der „Wende“ sehen konnte, war dies nicht Neumanns persönliche Meinung. Gegenüber Siegfried Prokop sagte er, dass der „jugoslawische Weg“ nicht zum Sozialismus führe129. An anderer Stelle erklärte Neumann, dass er sich der Parteidisziplin unter Honecker unterworfen hat, auch wenn er nicht damit übereinstimmte130. Die in der Rede geäußerten Ansichten waren also die Anschauungen des Honeckerschen ZK der SED. Entscheidenden Einfluss auf den Honecker-Revisionismus übte aber letztendlich der Dengismus und nicht der Titoismus aus. Dennoch ist diese völlig falsche Sicht der SED-Führung unter Honecker auf Tito-Jugoslawien hier anzumerken.
In der BRD hatten DGB und Jusos während der 70er Jahre aktives Interesse an Tito-Jugoslawien mit seiner „Arbeiterselbstverwaltung“ gezeigt131. Mein Großvater ist damals Opfer dieser ideologischen Fehlorientierung geworden als 68er, der mit einer DGB-Gruppe in den 70ern nach Kroatien reiste. Dadurch sind mir einige Eindrücke aus Tito-Jugoslawien aus erster Hand bekannt. Diese fielen trotz beschönigender Sympathie meines Großvaters für das „jugoslawische Modell“ eher negativ aus. „Titos Sozialismus wurde eine Art Heilslehre für die Linken in Ost und West, die vom sowjetischen Modell enttäuscht worden waren.“132, konstatierte der „Spiegel“ im Jahre 1980 einigermaßen zutreffend. Einigermaßen deshalb, weil es weniger um Enttäuschungen ging als viel mehr um die Ablehnung des Sozialismus an sich. Tito-Jugoslawien wurde vor allem von jenen gemocht, die den Kapitalismus nicht wirklich abschaffen wollten, aber sich als „progressiv“ verstanden sehen wollten – Revisionisten und 68er.
Obwohl Jugoslawien sowohl in der DDR als auch der BRD nicht ignoriert worden ist und vor allem auf einige bekannte Einzelpersonen Einfluss ausgeübt hat, kann man allgemein sagen: Der Titoismus fasste keinen Fuß in Deutschland.
Sorgen wir dafür, dass er es auch niemals tun wird.
1 https://www.die-rote-front.de/der-polnische-weg-zum-sozialismus-ueber-gomulkas-abbruch-des-sozialistischen-aufbaus-in-polen/
2 Siehe: „Probleme betreffend des Marktes und der Planung“ (8. März 1979) In: „Selected Works of Chen Yun“, Vol. III, Foreign Languages Press, Beijing 1999, S. 247, Englisch.
3 Siehe: https://www.chinadaily.com.cn/world/2016xivisitee/2016-06/16/content_25737654.htm (Englisch) Xi schrieb: „In den 80er Jahren, als sich China in der Hauptphase der Reform und Öffnung befand, diente die erfolgreiche Erfahrung des serbischen Volkes als wertvolle Referenz für China.“
4 Ralph Hartmann „Mit der DDR ins Jahr 2000“, Karl Dietz Verlag, Berlin 1999, S. 85/86.
5 Vgl. „Die politische und militärische Strategie des Volksbefreiungsaufstandes und der sozialistischen Revolution in Jugoslawien, und Titos schöpferische Rolle bei ihrem Konzipieren und Realisieren“ (Februar 1977) In: Edvard Kardelj „Tito und die jugoslawische sozialistische Revolution“, Sozialistische Theorie und Praxis, Belgrad 1980, S. 167.
6 Vgl. Ebenda, S. 168.
7 Vgl. Ebenda, S. 170.
8 Vgl. Ebenda, S. 171.
9 Ebenda, S. 173.
10 „Interview für ´Vjesnik´ zu aktuellen Fragen des gesellschaftspolitischen Lebens des Landes“ (8. Oktober 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 86.
11 „Schreiben des ZK der KPdSU an das ZK der KPJ“ (27. März 1948) In: J. W. Stalin „Werke“, Bd. 15, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1979, S. 401.
12 „Schreiben des ZK der KPdSU an das ZK der KPJ“ (4. Mai 1948) In: Ebenda, S. 412/413.
13 Vgl. „Aus dem politischen Bericht an den Fünften Parteitag der Kommunistischen Partei Jugoslawiens“ (Juli 1948) In: Josip Broz Tito „Selected Speeches and Articles 1941-1961“, Naprijed, Zagreb 1963, S. 91, Englisch.
14 Siehe bspw.: Renaud de Jouvenel „Tito – Marschall der Verräter“, Dietz Verlag, Berlin 1952, S. 23, Anmerkung 2.
15 Siehe: „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 195.
16 Vgl. Ebenda, S. 194.
17 Zit. nach: Ebenda, S. 195.
18 „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 278.
19 „Rede vor dem Politischen Aktiv in Jesenica“ (12. September 1974) In: Ebenda, S. 319.
20 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
21 Siehe: „Brief an den Zwanzigsten Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion“ (20. Februar 1956) In: Josip Broz Tito „Selected Speeches and Articles 1941-1961“, Naprijed, Zagreb 1963, S. 182, Englisch.
22 Vgl. „Rede auf der großen Moskauer Massenkundgebung“ (19. Juni 1956) In: Ebenda, S. 189, Englisch.
23 Vgl. „50 Jahre revolutionärer Kampf der Kommunisten Jugoslawiens“ (11. März 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 28.
24 Vgl. „Programme of the Legaue of Yugoslav Communists“, Jugoslavija, Belgrad 1958, S. 37/38, Englisch.
25 Vgl. „Gespräch mit dem führenden gesellschaftspolitischen Aktiv der Sozialistischen Republik Serbien“ (17. Oktober 1972) In: Ebenda, S. 108.
26 Siehe: „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Ebenda, S. 165. Tito hebt Kardelj besonders hervor, indem er die Redewendung „Genosse Kardelj an der Spitze“ benutzt.
27 Dieser Sammelband ist gemeint: Edvard Kardelj „Tito und die jugoslawische sozialistische Revolution“, Sozialistische Theorie und Praxis, Belgrad 1980.
28 Vgl. „Tito an historischen Scheidewegen“ (Mai 1972) In: Edvard Kardelj „Tito und die jugoslawische sozialistische Revolution“, Sozialistische Theorie und Praxis, Belgrad 1980, S. 109.
29 „Die Fabriken den Arbeitern“ (26. Juni 1950) In: In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 151. Im Buch ist die Rede auf den 26. Juli 1950 fehldatiert.
30 Vgl. „Über Dezentralisierung und Demokratisierung“ (3. November 1952) In: Josip Broz Tito „Selected Speeches and Articles 1941-1961“, Naprijed, Zagreb 1963, S. 126, Englisch.
31 Vgl. „Der Aufbau des Sozialismus und die Rolle und Aufgaben des Sozialistischen Bundes der Werktätigen Jugoslawiens“ (18. April 1960) In: Ebenda, S. 261, Englisch.
33 Siehe: „Rede anläßlich der Wahl zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und der Künste Bosniens und der Herzegowina“ (30. November 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 35.
34 „50 Jahre revolutionärer Kampf der Kommunisten Jugoslawiens“ (11. März 1969) In: Ebenda, S. 24.
35 Vgl. „Rede anläßlich der Wahl zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und der Künste Bosniens und der Herzegowina“ (30. November 1969) In: Ebenda, S. 38.
36 Vgl. „Rede vor Hochschullehrern und Studenten der Belgrader Universität“ (30. Mai 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 70.
37 „Rede vor Hochschullehrern und Studenten der Belgrader Universität“ (30. Mai 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 73.
38 Siehe bspw.: „Rede anläßlich der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der 11. Tagung des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens“ (29. November 1973) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 197 und „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Ebenda, S. 274.
39 Vgl. „Fünfzig Jahre revolutionärer Kampf der Kommunisten Jugoslawiens“ (11. März 1969) In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 203.
40 Siehe bspw.: „Rede anläßlich der Wahl zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und der Künste Bosniens und der Herzegowina“ (30. November 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 33.
41 „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Ebenda, S. 229.
42 Siehe: Ebenda, S. 307.
43 Vgl. „Tito an historischen Scheidewegen“ (Mai 1972) In: Edvard Kardelj „Tito und die jugoslawische sozialistische Revolution“, Sozialistische Theorie und Praxis, Belgrad 1980, S. 102.
44Karl Marx „Über die Nationalisierung des Grund und Bodens“ (März/April 1868) In: Karl Marx/Friedrich Engels „Werke“, Bd. 18, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 62.
45 „Manifest der Kommunistischen Partei“ In: Karl Marx/Friedrich Engels „Werke“, Bd. 4, Dietz Verlag, Berlin 1977, S. 481.
46 Ebenda.
47 Friedrich Engels „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ (Januar-März 1880) In: Ebenda, Bd. 19, Dietz Verlag, Berlin 1987, S. 228.
48 „Über ´linke´ Kinderei und über Kleinbürgerlichkeit“ (5. Mai 1918) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 27, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 332.
49 „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“ (März/April 1918) In: Ebenda, S. 244.
50 Vgl. „Rede anläßlich der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der 11. Tagung des Antifaschistischen Rates Jugoslawiens“ (29. November 1973) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 203.
51 Siehe: „Über den Entwurf der Verfassung der Union der SSR“ (25. November 1936) In: J. W. Stalin „Werke“, Bd. 14, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976, S. 66/67.
52 Siehe: Karl Marx „Kritik des Gothaer Programms“ (April/Mai 1875) In: Karl Marx/Friedrich Engels „Werke“, Bd. 19, Dietz Verlag, Berlin 1987, S. 21.
53 Vgl. „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 272.
54 Vgl. „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“ (Februar – September 1952) In: J. W. Stalin „Werke“, Bd. 15, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1979, S. 312/313.
55 Vgl. „Gespräch mit dem führenden gesellschaftspolitischen Aktiv der Sozialistischen Republik Serbien“ (17. Oktober 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 110.
56 Vgl. „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Ebenda, S. 159.
57 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
58 Vgl. „Rede vor Hochschullehrern und Studenten der Belgrader Universität“ (30. Mai 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 71.
59 Gemeint ist der SED-interne Bericht „Zur Entwicklung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ vom Dezember 1970. Das Zitat findet sich auf Seite 14.
60 https://www.die-rote-front.de/ist-der-titoismus-ueberhaupt-eine-ideologie/ Über das Thema habe ich bereits geschrieben.
61 Siehe bspw.: „Interview für ´Komunist´“ (17. Mai 1974) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 217.
64 Ebenda.
66 Edvard Kardelj „Vermeidbarkeit oder Unvermeidbarkeit des Krieges“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1961, S. 152.
67 „Die Fabriken den Arbeitern“ (26. Juni 1950) In: In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 146. Im Buch ist die Rede auf den 26. Juli 1950 fehldatiert.
71 „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 177.
73 Vgl. „Rede anläßlich der Wahl zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften und der Künste Bosniens und der Herzegowina“ (30. November 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 37.
74 „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Ebenda, S. 169.
75 Siehe: „Die Ideen des Selbstverwaltungssozialismus und der Blockfreiheit müssen weiter erstarken und zur materiellen Kraft unserer Revolution werden“ (3. März 1975) In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 380.
76 „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 164.
77 Ebenda, S. 169.
78 „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Ebenda, S. 271.
79 Vgl. Ebenda, S. 272.
80 Vgl. „50 Jahre revolutionärer Kampf der Kommunisten Jugoslawiens“ (11. März 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 19.
81 Ebenda, S. 20.
82 Vgl. Ebenda, S. 22.
83 Vgl. „Brief des Vorsitzenden des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens und des Exekutivbüros des Präsidiums des BdKJ“ (18. September 1972) In: Ebenda, S. 124.
84 Vgl. „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Ebenda, S. 169.
85 https://www.verfassungen.net/yu/verf63-i.htm Artikel 21
86 https://www.verfassungen.net/yu/verf74-i.htm Artikel 80
87 Vgl. „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 169.
88 Vgl. Ebenda, S. 168.
89 „Der ´linke Radikalismus´, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ (Juni 1920) In: W. I. Lenin „Werke“, Bd. 31, Dietz Verlag, Berlin 1966, S. 8.
90 Siehe: „Interview für ´Vjesnik´ zu aktuellen Fragen des gesellschaftspolitischen Lebens des Landes“ (8. Oktober 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 88.
91 Vgl. „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 171.
92 „50 Jahre revolutionärer Kampf der Kommunisten Jugoslawiens“ (11. März 1969) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 23.
93 Vgl. „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 165.
94 Der SED-interne Bericht „Zur Entwicklung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ vom Dezember 1970 berichtet davon auf Seite 22.
95 Ebenda.
96 Vgl. „Die Ideen des Selbstverwaltungssozialismus und der Blockfreiheit müssen weiter erstarken und zur materiellen Kraft unserer Revolution werden“ (3. März 1975) In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 388.
97 Vgl. „Rede auf der gemeinsamen Tagung der Bundesskupstina und des Rates der Föderation der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ (24. April 1973) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 156.
98 Vgl. Ebenda, S. 166.
99 Vgl. „Interview für ´Komunist´“ (27. Mai 1974) In: Ebenda, S. 218.
100 Vgl. „Rede vor dem Politischen Aktiv in Jesenica“ (12. September 1974) In: Ebenda, S. 320.
101 „Die Ideen des Selbstverwaltungssozialismus und der Blockfreiheit müssen weiter erstarken und zur materiellen Kraft unserer Revolution werden“ (3. März 1975) In: Josip Broz Tito „Der jugoslawische Weg“, Paul List Verlag, München 1976, S. 386.
102 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
103 „Interview für ´Vjesnik´ zu aktuellen Fragen des gesellschaftspolitischen Lebens des Landes“ (8. Oktober 1972) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 85.
105 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
106 Vgl. „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 179.
107 Vgl. Ebenda, S. 180.
108 Ebenda.
109 Vgl. „Ist Jugoslawien ein sozialistischer Staat?“ (26. September 1963) In: „Die Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung“, Oberbaumverlag, Berlin 1971, S. 178.
110 Der SED-interne Bericht „Zur Entwicklung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ vom Dezember 1970 gibt diese Zahlen auf Seite 4 an.
112 Ebenda.
114 Ebenda.
115 https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/archiv/534367/wirtschaft-und-wirtschaftspolitik-in-jugoslawien-die-krise-in-der-aera-nach-tito/
116 Der SED-interne Bericht „Zur Entwicklung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“ vom Dezember 1970 berichtet davon auf Seite 23.
117 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
118 Ebenda.
119 https://www.spiegel.de/politik/jugoslawien-es-gibt-keinen-zweiten-tito-a-8ba520a7-0002-0001-0000-000014319090
120 Siehe: „Der Kampf für die Weiterentwicklung der sozialistischen Selbstverwaltung in unserem Land und die Rolle des BdKJ“ (27. Mai 1974) In: Josip Broz Tito „Ausgewählte Reden“, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 253. Tito selbst sprach davon, dass der Kosovo und einige Teilrepubliken von Jugoslawien wirtschaftlich unterentwickelt gewesen sind.
121 „Interview für ´Vjesnik´ zu aktuellen Fragen des gesellschaftspolitischen Lebens des Landes“ (8. Oktober 1972) In: Ebenda, S. 97.
122 „Iugurtha“ 31 In: Sallust „Historische Schriften“, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1983, S. 113.
123 Peter Kropotkin „Worte eines Rebellen“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg
1972, S. 148.
125 https://www.spiegel.de/politik/aus-selbsterhaltung-a-d39f23c8-0002-0001-0000-000029193458?context=issue
126 „Herzliche Grüße an den XI. Parteitag des BdKJ“ In: Neues Deutschland vom 20. Juni 1978, S. 1.
127 „SED und BdKJ verbindet brüderliche Solidarität“ (28. Juni 1982) In: Alfred Neumann „Die DDR stärken – den Frieden sichern“, Dietz Verlag, Berlin 1984, S. 254.
128 Ebenda, S. 252/253.
129 Vgl. Siegfried Prokop „Ulbrichts Favorit“, edition ost, Berlin 2009, S. 47.
130 Vgl. Ebenda, S. 282.