Der Linksliberalismus – eine faschistoide Theorie?

Verehrte Leser, im Folgenden bieten wir einen Beitrag von Kommunistisches Gespenst dar.

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Der Faschismus ist „die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“1 So charakterisierte bereits Georgi Dimitroff treffend den Klassencharakter des Faschismus. Dabei ist die faschistische Ideologie kein starres Denkgebäude, sondern durchaus sehr anpassungsfähig. So gab es beispielsweise faschistische Staaten, in denen der Antisemitismus keine zentrale ideologische Rolle spielte, beispielsweise unter der Herrschaft Salazars in Portugal.

Doch inwiefern, und warum, muss die linksliberale Ideologie als eine potenzielle Keimzelle für einen neuen Faschismus in Deutschland begriffen werden?
Der Linksliberalismus ist eng verknüpft mit der postmodernen, sozialkonstruktivistischen Theorie. Diese erklärt, menschliches Wissen sei eine soziale Konstruktion. Es sei egal, ob diese wahr oder unwahr in Bezug auf die korrekte Darstellung der objektiven Wirklichkeit sei. Entscheidend ist für den Konstruktivismus, dass das Wissen „in die Erfahrungswelt des Wissenden passen soll“2. Diese Wissenschaftsfeindlichkeit zeigt sich beispielsweise, wenn das biologische Geschlecht als solches negiert wird und Biologen von radikalen Aktivisten daran gehindert werden, Vorträge zum geschlechtlichen Dimorphismus zu halten. Der Linksliberalismus ersetzt Wissen und Rationalität durch Moral und Gefühle. Diese werden dann genutzt, um eine zutiefst reaktionäre Politik sowohl auf den Straßen durchzuprügeln (zum Beispiel die staatstragende, antideutsche „Antifa“ als Schlägertruppe des Kapitals auf den Straßen) als auch um innerhalb des Staates den reaktionären Staatsumbau forciert voranzutreiben, wenn etwa die Meinungsfreiheit eingeschränkt, Berufsverbote beschlossen oder die Pressefreiheit beschnitten wird. Alles natürlich angeblich für einen höheren, moralischen und pseudoprogressiven Zweck. Dass sich die politische Reaktion einen linken und progressiven Anstrich gibt, ist erst einmal grundsätzlich kein neues Phänomen.
Man erinnere sich nur an den demagogischen Namen der National“sozialistischen“ Deutschen Arbeiterpartei.

Wie eine Vermischung von linksliberal-moralischem Pseudoprogressivismus und Anknüpfung an den historischen Faschismus aussehen kann, zeigt aktuell die Ukraine. So kämpfen bereits heute in der Ukraine angebliche Anarchisten, die zuvor in Rojava gegen den IS gekämpft haben, Seite an Seite mit Asow-Faschisten und lassen sich sogar „Arm in Arm mit berüchtigten militanten Neonazis und Anhängern der SS-Division »Galizien« ablichten“3. Auch deutsche Linksliberale zeigen sich erstaunlich „rechtsoffen“, wenn es darum geht ukrainische Faschisten zu feiern. So trat kürzlich der faschistische Sänger Melovin beim CSD in München vor zehntausenden Menschen auf und wurde bejubelt, als er in einem Song den ukrainischen Faschisten Bandera bejubelte. „Bandera ist unser Vater, die Ukraine ist unsere Mutter“ – die Menschenmenge sang freudig mit. Dass, nachdem der Auftritt später zurecht im Internet skandalisiert wurde, die Veranstalter sich von dem Auftritt distanzierten, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein Skandal war, diesen Faschisten, der nur wenige Tage vorher noch auf Instagram am Grab Banderas posierte, überhaupt dort auftreten zu lassen.4 Ein besonders erschreckendes Beispiel ist auch der in der Taz erschienene Artikel „Putin ist der zweite Stalin“, in dem die Schuld Hitlerdeutschlands am Zweiten Weltkrieg ganz einfach der Sowjetunion zugeschoben wird. Wenn man Sätze liest wie „Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam.“5, fragt man sich kurz, ob man sich nicht doch verklickt hat und versehentlich auf der Website der NPD gelandet ist.

Es wäre sicherlich falsch, die linksliberale Ideologie aktuell bereits als faschistisch zu bezeichnen. Mit dem autoritären moralischen Absolutheitsanspruch, verbunden mit der ausgeprägten Wissenschaftsfeindlichkeit und Irrationalität, finden sich im Linksliberalismus jedoch entscheidende ideologische Anknüpfungspunkte, die dazu führen können, dass aus dem Linksliberalismus in Zukunft die Keimzelle für einen neuen Faschismus werden könnte.

(Eine tiefergehende Analyse wird noch folgen)

2Flick, Uwe (2020): „SOZIALFORSCHUNG: Methoden und Anwendungen: Ein Überblick für die BA-Studiengänge“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg

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