Dagmar Henn: Kritik des LL-Demo Aufrufs 2019

Wir veröffentlichen hier die Kritik von Dagmar Henn am Aufruf zur Liebknecht-Luxemburg Demo 2019 in Berlin. Der Text der Aufrufs selbst kann auf der Seite des Bündnises LL-Demo nachgelesen werden.
Mit der Veröffentlichung der Kritik möchten wir Dagmar auch noch einmal herzlich für ihre marxistischen Analysen danken und ihr den Rücken stärken gegen jegliche Spinner, die Dagmar in eine Querfront Ecke verdrängen möchten.
Trotz alledem rufen wir natürlich alle aufrechten Genossinnen und Genossen auf, Luxemburg, Liebknecht und Lenin am 13. Januar 2019 zu Gedenken und das Gedenken wieder zu einer Demonstration gegen den deutschen Imperialismus zu formieren.

Die Wischiwaschi-Pest oder
auch eine Form der Grabschändung

Eben habe ich den Aufruf zur LL-Demo zu Gesicht bekommen. Wenn man ihn liest, erhält man den Eindruck, ‘unteilbar’ sei eine Art Virus gewesen, und die Infektion breite sich jetzt weiter aus.

Wie kann man es wagen, in einem Aufruf zum Gedenken an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die wegen ihres Kampfes gegen den deutschen Imperialismus ins Gefängnis geworfen und erschlagen wurden, weil sie durch die Revolution den imperialistischen Kriegen dauerhaft die Grundlage entziehen wollten, zu schreiben, dass ‘Kriege und Bürgerkriege toben’, als gäbe es keine Interessenten und Akteure?

Wie kann man es wagen, Rosas Aussage, die Revolution “war, ist und wird sein”, so zu verstümmeln, als habe sie über sich selbst geschrieben? Weil man damit das böse R-Wort umgehen kann?

Wie kann man es wagen, nachdem das deutsche Kapital seit Jahren Europa leersaugt wie ein Vampir, jeder fünfte Euro des Bundeshaushalts für den Krieg reserviert wird, Milliarden in die Zerstörung Syriens investiert wurden, deutsche Panzer und Flugzeuge an der russischen Grenze stehen und seit Jahrzehnten die Gefahr eines großen Krieges mitten in Europa nicht so groß war, das Kriegstreiberbündnis NATO nicht einmal zu erwähnen, die eigene Regierung völlig verschwinden zu lassen, und die Verbündeten der eigenen Regierung zu übergehen, die so liebenswerte Gestalten wie Ukronazis und IS- oder Al Quaida-Kopfabschneider sind?

‘Wir wollen keine Festung Europa! Wir wollen eine Welt des Friedens, der Solidarität und des lebenswerten Lebens auf allen Kontinenten!’ – so lautet die Losung, die das Fazit sein soll.

Und was sagten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg?

Krieg dem imperialistischen Krieg! Sozialismus oder Barbarei!

Das, wozu da aufgerufen wird, wäre vielleicht ehrenhaft als Gedenkmarsch für Hugo Haase. Nur vielleicht.

Als Aufruf zum Gedenken an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, im hundertsten Jahr nach der Erhebung der deutschen Matrosen und Soldaten (die im Aufruf ebenfalls nicht vorkommen) ist dieser Text eine Schande.

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